Lesen Sie im Marktfocus die fundierten Einschätzungen und Analysen zu aktuellen Entwicklungen in der Weltwirtschaft von Carsten Brömstrup, dem Vorsitzenden des OLB Investmentausschusses. Im Trendfocus finden Sie außerdem Informationen, Expertenwissen und Antworten auf Fachfragen rund um Wertpapiere und Finanzmärkte.
Marketingmitteilung
OLB Marktfocus
Ausgabe vom 12. Mai 2023
Nervenspiele
Die Liste der Risiken ist lang und reicht vom Krieg in der Ukraine und dauerhaftem Gezänk mit China bis hin zu der nervend hohen Inflation, die sich etwa an den gestiegenen Lebensmittelpreisen zeigt. Hinzu kommen Zinssteigerungen und Turbulenzen im US-Regionalbankensektor, die mitunter mit zeitlichem Verzug in eine Rezession in den USA führen können. Die Kreditkonditionen im Sinne einer restriktiveren Kreditvergabe verschärfen sich bereits. Und schaut man genau hin, dann sieht man, dass es unter der Grasnarbe bei mittelgroßen Unternehmen in den USA gehörig grummelt. Das betrifft Banken und Solarunternehmen ebenso wie Medizintechniker oder Softwareunternehmen (Cybersecurity). Doch es gibt auch richtig gute Nachrichten: Vor allem die Großen der Szene wie Microsoft, Meta, Alphabet oder Visa auf der Technologieseite sowie Coca und McDonalds auf der Nahrungsmittelseite konnten mit starken Berichten in der laufenden Berichtssaison aufwarten. Sie sind es, die die Indizes oben halten. Die Markt- und Preissetzungsmacht zahlt sich hier aus. Zudem brauchen diese Unternehmen keinen Kredit und können Wachstum aus eigener Kraft stemmen. Das unterscheidet vielfach die Spreu vom Weizen. In Summe können wir festhalten, dass sich diese Qualitätseigenschaften bezahlt machen.
Bessere Stimmung in Deutschland: Deutsche Aktien attraktiv bewertet
Richten wir den Blick auf den DAX, der sich überraschend nahe der 16.000-Punkte-Marke aufhält. Deutsche und europäische Aktien finden wir derzeit aufgrund ihrer günstigeren Bewertung interessanter als US-Aktien. So ist die Bewertung des DAX mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 12 für das Jahr 2023 und 11 für 2024 im historischen Vergleich relativ günstig – und die Dividenden sind attraktiv. Der amerikanische S&P 500 weist hier teurere Kennzahlen von 19 bzw. 17 auf. Zudem deuten Konjunkturfrühindikatoren wie z. B. der ifo Geschäftsklimaindex auf freundlichere Aussichten für die deutsche Wirtschaft hin. Die Erwartungen der Unternehmen fallen derzeit leicht besser aus. Dies ist hauptsächlich der Wiedereröffnung in China sowie den Maßnahmen der Regierung und der Unternehmen zur Bewältigung der Energiekrise zu verdanken. Auch Petrus hat mitgespielt, denn der Winter war gnädig und hat unsere Gasvorräte geschont.
Zudem hat sich die Stimmung der Verbraucher in Deutschland im April das siebte Mal in Folge aufgehellt. Das von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg erhobene Konsumklima stieg von -30,6 Punkten im März 2023 auf -29,3 Punkte im April 2023 an. Vor allem die Einkommenserwartungen verbesserten sich. Hierzu dürfte auch die Aussicht auf höhere Tarifabschlüsse beigetragen haben. Allerdings bleibt der Indikator für das Konsumklima immer noch unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Jedoch sollten wir nicht in Euphorie verfallen. Die Sorgen der Unternehmen und privaten Haushalte nehmen zwar ab, aber der Konjunktur fehlt es an Dynamik. Dies mag z. B. auch an den gestiegenen Zinsen liegen, die u. a. den Bausektor treffen.
Darüber hinaus bleibt die Inflation hartnäckig und dürfte die Notenbank EZB noch zu zwei weiteren Zinserhöhungen von +0,25 % auf dann 3,75 % beim Einlagensatz bewegen. Die amerikanische Notenbank FED ist da schon ein Stückchen weiter. Mit einem Leitzins von nun 5,25 % sehen wir den Höhepunkt als erreicht an. Eine nochmalige Erhöhung würde die Rezessionswahrscheinlichkeit weiter steigen lassen – was nicht im Interesse der Amerikaner sein kann.
Ausblick: Favoritenwechsel in der 2. Jahreshälfte möglich
Bemerkenswert stabil zeigt sich derzeit das Dienstleistungsgewerbe, das immer noch vom Nachholbedarf nach der Corona-Pandemie profitiert. Auch Nahrungsmittelkonzerne profitieren von den hohen Preisen, die sie derzeit an die Kunden weitergeben können. Etwas eingetrübt hat sich die Stimmung in der Industrie: Die hohen Auftragsbestände, die aufgrund von Lieferengpässen bei Chips oder Rohmaterialien liegen geblieben sind, werden zurzeit abgearbeitet. Aber was passiert danach? Die Auftragseingänge lassen bereits etwas nach, ohne jedoch Panik zu verursachen. China gilt als Hoffnungsträger, obschon sich die Stimmung zwischen dem russlandnahen China und Deutschland merklich abgekühlt hat. Auch müssen wir weiterhin annehmen, dass die US-Konjunktur Ende 2023/Anfang 2024 in eine Rezession abgleiten könnte, was dann mit zeitlicher Verzögerung auch in Europa Spuren hinterlassen würde. Wir können uns deshalb gut vorstellen, dass die US-Notenbank bereits im 4. Quartal 2023 die Zinsen wieder senkt. Im Vorfeld dürften sich dann die US-Märkte in der 2. Jahreshälfte 2023 bereits wieder besser entwickeln als die europäischen. Voraussetzung wäre, dass sich die politischen Kräfte auf eine Ausweitung der US-Staatsschuldengrenze von aktuell 31,8 Bill. US-Dollar einigen. Die Diskussionen zwischen Demokraten und Republikanern fangen gerade erst an. Wir hoffen, dass spätestens im Juni eine Lösung erreicht wird. Die Schuldenuhr tickt und ist fast schon abgelaufen: www.usdebtclock.org.
DAX überrascht
Um ehrlich zu sein: Mit einem Krieg vor der Tür und nach anderen politischen Problemen war nicht absehbar, dass unser DAX eine solche stolze Entwicklung in diesen ersten Monaten des Jahres hinlegt – und die Verluste aus 2022 nahezu aufholt. Der Chart zeigt die letzten fünf Jahre des DAX mit viel Auf und Ab. Die tiefen Abtaucher resultieren 2020 aus der Corona-Pandemie und 2022 aus dem Ausbruch des Ukraine-Krieges nebst Energiekrise und drastischen Zinserhöhungen.
In unserer Prognose zur Jahresmitte 2023 sahen wir den DAX bei fairen 15.500 Punkten, wollen hierbei auch zunächst bleiben und erhöhen das Kursziel zunächst nicht. Nach der Dividendensaison mit dem Hochpunkt ab Mitte Mai dürfte es auch saisonal ein wenig ruhiger an der Börse zugehen. Im Chartbild sehen wir sehr gut, dass wir uns auch immer an der gestrichelten Durchschnittslinie orientieren können. Die Spannbreite zwischen roter und grüner Linie ist bis Jahresende 2023 groß und liegt bei rund 14.000 und 18.000 Punkten. Dies spricht immer mal wieder für hohe Volatilitätsausbrüche.
Der DAX ist mit einem KGV von knapp 12 einfach u. E. günstig bewertet. Die akkumulierte Konsensgewinnschätzung (Quelle: Bloomberg) für den deutschen Leitindex liegt für das Jahr 2023 aktuell bei 1.322 Euro, für 2024 sogar bei 1.469 Euro. Dies entspricht einer gesunden Gewinnsteigerung 2024 von rund 11%. Die bisher vorliegenden Quartalsberichte konnten in Mehrzahl die Erwartungen schlagen. Das ist ein gutes Signal und zeigt, dass die international tätigen Unternehmen bisher die Preiserhöhungen gut am Markt durchsetzen können. Dies bleibt aber weiter zu beobachten.
Aktuell sind wir etwas oberhalb der Durchschnittslinie. Bei Aktien, wo hohe Gewinne aufgelaufen sind, sollte man deshalb auch mal an Gewinnmitnahmen denken, ohne jedoch den gesamten Wert zu verkaufen. Die Gewinne, die nach dem Bezahlen des Urlaubs noch da sein sollten, reinvestieren wir in stärker gefallene Werte, die insbesondere in US-Wachstumssegmenten zu finden sind, oder auch in Anleihen guter Bonität („investment grade“), die ab Herbst von sinkenden Zinserwartungen gut abschneiden sollten. Auch hier gibt es wieder gute Renditen zu erzielen. Auf einen ausreichende Liquiditätspuffer ist vorerst zu achten, um immer wieder mal wieder Schnäppchen zu jagen.
Marketingmitteilung
OLB–Trendfocus: Börsen-ABC
03. Mai 2022
Anlagestrategie: "50-24-1"
Anlagestrategien gibt es wie Sand am Meer. Viele sind allerdings sehr kompliziert…es gibt aber auch einfach zu verstehende Ansätze! Grundsätzlich sollte bei der Anlage von Vermögenswerten ein ausgeklügeltes Konzept im Vordergrund stehen.
Klare Ziele sind unverzichtbar! Planloses und unstrukturiertes Investieren führt dagegen nur mit viel „Glück“ zum Erfolg. Auf „Glück“ und „Zufälle“ sollte ein Anleger allerdings nicht setzen.
Schon die Anwendung der einfachen Anlageformel „50-24-1“ ist ausreichend und der Startzeitpunkt dabei unerheblich.
Es kann jederzeit begonnen werden. Je früher, desto besser!
In der aktuellen Marktphase mit negativen Anlagezinsen bringen Liquiditätspositionen in der Regel negative Wertentwicklungen. Anleger verschenken somit „Geld“ bzw. „Rendite“ beim „Warten“ auf den richtigen Startzeitpunkt.
Die Anlageformel „50-24-1“ ist nicht neu und gehört eigentlich zum „Grundverständnis“ einer Vermögensanlage. Viele Anleger haben die Formel wahrscheinlich unbewusst auch schon früher benutzt.
Im wesentlichen Ansatz geht es um die Verteilung der vorhandenen Anlagemittel auf verschiedene Anlagen unter Ausschluss des „Timing-Problems“ („Wann soll ich kaufen bzw. einsteigen?“).
Die Erfahrung zeigt, dass viele Privatanleger Anlageentscheidungen häufig sehr lange hinauszögern. Die Folge ist, dass neben der verlorenen Renditechancen, auch viel zusätzlicher Zeitaufwand und möglicherweise auch schlaflose Nächte produziert werden. Mit der Entscheidung die eigenen Vermögenswerte nach der Anlagestrategie 50-24-1 aufzubauen, ist man schnell gut aufgestellt und für jede Marktphase gerüstet. Jede der Komponenten trägt hier einen wichtigen Teil zur Stabilisierung und dem langfristigen Erfolg der Vermögensstruktur bei.
Grundvoraussetzung sollte – wie bei jeder Anlage in Wertpapieren – im Optimalfall immer ein langfristiger Anlagehorizont sein, da Kursrisiken bzw. zwischenzeitliche Verluste bei keiner Anlageform ausgeschlossen werden können. Die Zeit gleicht dann in der Regel die Schwankungen (Risiken) aus und glättet die Wertentwicklung.
„Je länger der Anlagehorizont, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer positiven Rendite!“
Sofort" - Schrittweise" - Sparplan"
Die drei "S":
- 50% der Anlagesumme sofort investieren
- Investitionen in Fonds sorgt für optimierte Risikostreuung (Risikominimierung)
- vorzugsweise: Mischfonds (diese sind zusätzlich breit gestreut)
- alternativ: mehrere Fonds aus verschiedenen Anlageklassen & - themen
- Anleger sind sofort dabei und nehmen an den Wertentwicklungen teil
- 50% Anlagesumme schrittweise über 24 Monate anlegen
- Investitionen kontinuierlich vornehmen und festlegen (z.B. in monatliche Stufen)
- Nutzung von Kursrückgängen für einen günstigeren Einstieg
- Ab den 1 Tag: Ergänzung der Vermögensanlage durch einen Sparplan in Fonds
- Langfristig wird weiteres Vermögen aufgebaut
- Anlageintervalle sollten regelmäßig sein
- "Durchschnittskostenprinzip" bewirkt langfristig günstigeren Einstiegspreis (auch: Cost-Average-Effekt")
- Dynamisierung bringt zusätzlichen Inflationsausgleich (Anpassung der Sparraten an die Inflation (Preissteigerungen)
Mit Blick auf die aktuellen Börsenentwicklungen lässt sich feststellen:
Die Märkte werden vermutlich noch über einen längeren Zeitraum sehr bewegt bleiben. Eine langfristige Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung ist dennoch wahrscheinlich, es wird aber immer wieder stärkere Kurskorrekturen nach unten geben. Hintergrund sind die vielfältigen geopolitischen Themen und schwer kalkulierbaren weltwirtschaftlichen Einflussfaktoren. Hierbei spielen im Jahr 2022 insbesondere die Themen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie, die Auswirkungen der Krise in Osteuropa, dem Ausstieg der Notenbanken aus der ultra-lockeren Geldpolitik (Zinswende) und der aktuellen Inflationsentwicklung (Preissteigerungen) eine ausschlaggebende Rolle.
Mit der „50-24-1-Strategie“ können Anleger dennoch „sofort loslegen“ und sind auch für schwierige Marktphasen gut aufgestellt.
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Womit Anleger rechnen können.
Der Jahresbeginn 2023 wird für Europa richtungsweisend. Der Krieg in der Ukraine, die Lösung der Energiekrise, die weitere Vorgehensweise mit dem Thema „Corona“ (insbesondere in China), Lieferkettenprobleme und hohe Preise werden uns weiter begleiten. Wichtig wird dabei die Frage, wann und bis zu welchem Niveau die Notenbanken die Zinsen anheben werden. Fakt ist, dass die Inflation weiter bekämpft werden wird. Die Notenbanken werden dabei in den nächsten Monaten aber voraussichtlich vorsichtiger vorgehen, damit die Konjunktur durch eine zu expansive Zinspolitik nicht abgewürgt wird. Wie könnten die Märkte nun darauf reagieren?
Was erwartet die OLB bis Mitte 2023??
DAX 13.100 – 15.200 – 16.500
Aufgrund der insgesamt gut verlaufenden Berichterstattung der Unternehmen gehen wir davon aus, dass die Tiefstwerte des DAX bereits hinter uns liegen. Das schließt kurzzeitige Schwankungen z. B. durch gestiegene Energiekosten oder Lieferengpässe nicht aus. Verbesserungen sind jedoch erkennbar. Den Politik und Preisrisiken stehen Corona-Lockerungen sowie Konjunkturprogramme („Doppelwumms“) gegenüber. Unternehmen mit Preismacht und Liquiditätsrücklagen dürften gute Dividenden zahlen.
+ 2,75 % Zinsen
Das Zinsniveau nach Abzug der Inflationsrate bleibt in Deutschland insgesamt niedrig, jedoch ist der Trend klar ansteigend. Die Renditen auf 10-jährige Staatsanleihen haben sich bereits recht deutlich in positives Terrain bewegt. Unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Inflation von erwarteten 5 % für 2023 werden die realen Renditen aller Voraussicht aber nach im negativen Bereich verharren. Bei Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität sehen wir inzwischen Renditeniveaus, die wir als attraktiv ansehen.
- 0,7 % Wachstum
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland leidet derzeit unter den Auswirkungen des Ukraine-Krieges und gestiegenen Rohstoffpreisen. Die Inflation dürfte bis weit ins Jahr 2023 erhöht bleiben. Daher werden die Wachstumsprognosen derzeit nach unten revidiert. Eine leichte Rezession ist in der ersten Jahreshälfte zu erwarten. Einen Gasengpass erwarten wir indes nicht mehr. Der Handel dürfte von den Corona-Lockerungen und Lohnsteigerungen profitieren, leidet aber unter dem Fachkräftemangel. Die Aufträge der Unternehmen und der Arbeitsmarkt zeigen sich bisher stabil.
1,08 EUR/USD
Die US-Volkswirtschaft entwickelt sich bisher robust. Zudem versucht die US-Notenbank über höhere Zinsen die Inflation einzufangen. Da die EZB jedoch ebenfalls die Zinsen erhöht und sich die geopolitische Lage leicht entspannt, könnte der US-Dollar ein wenig von seinem „sicheren Hafen“- Status verlieren. Es sollte daher u. E. im ersten Halbjahr 2023 beim US-Dollar zu einigen Gewinnmitnahmen kommen.