dpa-AFX: ROUNDUP 3: Goldpreis steigt und steigt - Rekordlatte noch etwas höher gelegt
(neu: Kurs aktualisiert, mehr Hintergrund)
LONDON (dpa-AFX) - Gold hat im Zuge seiner seit Wochen und
Monaten anhaltenden Rekordrally eine weitere markante Marke geknackt. In der
Nacht auf Mittwoch kostete eine Unze (etwa 31,1 Gramm) des Edelmetalls erstmals
mehr als 4.000 US-Dollar. Im weiteren Handelsverlauf kletterte der Goldpreis peu
à peu weiter. Am frühen Abend zog der Preis in der Spitze um bis zu 1,9 Prozent
auf 4.059 Dollar an. Das Edelmetall war damit so teuer wie noch nie. Es ist
bereits der sechste Tag mit einem Rekordhoch seit Montag vor einer Woche.
Allein in diesen acht Handelstagen zog der Goldpreis um rund 300 Dollar oder
knapp acht Prozent an. Eine für das Edelmetall ungewöhnlich rasante Bewegung
nach oben. Seit Ende 2024 verteuerte sich das Edelmetall bereits um rund 54
Prozent und steuert auf den höchsten Anstieg in einem Jahr seit 1979 zu. Es
schnitt damit zudem im laufenden Jahr deutlich besser ab als viele andere
Anlageklassen. Gold gilt bei vielen Investoren als sogenannter "sicherer Hafen"
in politisch unsicheren Zeiten sowie bei einer hohen Verschuldung von Staaten.
Innerhalb seines Höhenflugs war der Goldpreis im März 2025 erstmals mehr als
3.000 Dollar wert gewesen. Damit übersprang das Edelmetall in diesem Jahr gleich
zwei Tausender-Marken. Der Anstieg über die 2000-Dollar-Schwelle erfolgte 2020
im Zuge der wirtschaftlichen Verwerfungen der Corona-Pandemie. Noch länger liegt
der Sprung über die 1.000 Dollar zurück. Dieser gelang 2009 - also kurz nach der
Weltfinanzkrise.
Der rasante Anstieg in den vergangenen Tagen geht vor allem auf politische
Krisen zurück. Mit dem Haushaltsstreit in den USA und dem "Shutdown" in
zahlreichen amerikanischen Behörden sowie der sich zuspitzenden Staatskrise in
Frankreich setzen viele Investoren noch stärker auf Gold, als sie es ohnehin
schon getan hatten.
Vorher sorgten schon die Spekulation auf sinkende Zinsen in den USA sowie
der Kauf von Gold durch Notenbanken, die ihre nationalen Reserven unabhängiger
vom US-Dollar machen wollen, für Kursanstiege. Eine Rolle spielen auch Goldkäufe
durch Goldfonds sowie ein schwacher Dollar. Da Gold in US-Dollar gehandelt wird,
führt eine Abwertung des Dollars dazu, dass Gold für Anleger außerhalb der USA
günstiger wird - was Nachfrage und Preis antreibt.
Trotz des inzwischen hohen Preise ist Gold hierzulande weiter beliebt. "In
Deutschland ist die Nachfrage privater Investoren weiterhin ungebrochen hoch,
ungeachtet des deutlich gestiegenen Preisniveaus", sagte Alexander Zumpfe vom
Edelmetall-Handelshaus Heraeus. Das starke Interesse zeigt sich auch bei der
Nachfrage nach börsengehandelten Wertpapieren, die mit physischem Gold gedeckt
sind (ETFs). Analysten der Postbank verweisen auf Rekordkäufe im September.
Experten gehen übereinstimmend davon aus, dass der Anstieg des Goldpreises
noch nicht zu Ende ist. Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen sieht wegen der zu
erwartenden Zinssenkung in den USA noch Luft nach oben und erhöhte die Prognose
auf 4.200 US-Dollar bis zum Ende des nächsten Jahres. Auch nach Einschätzung des
Heraeus-Händlers Zumpfe dürfte die Dynamik der Preisrallye am Goldmarkt von den
Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed abhängen.
Mit dem Anstieg um mehr als die Hälfte sticht Gold in diesem Jahr ohnehin
die meisten anderen Anlageklassen aus. Selbst der Bitcoin, der wie Gold von den
geopolitischen Krisen und der politischen Unsicherheit profitiert, kann da nicht
mithalten. Die älteste und bekannteste Digitalwährung der Welt hatte zwar am
Montag mit Kursen von mehr als 126.000 Dollar ebenfalls eine Bestmarke
erklommen.
Aktuell kostet der Bitcoin mit knapp 124.000 Dollar allerdings wieder etwas
weniger. Seit Ende 2024 zog die Notierung um 32 Prozent an und damit deutlich
weniger als der Goldpreis. Mittel- und langfristig hat allerdings der Bitcoin
die Nase vorn. In den vergangenen drei Jahren hat sich der Kurs der
Digitalwährung mehr als versechsfacht - also um mehr als 500 Prozent zugelegt.
Zum Vergleich: Gold verteuerte sich seit Anfang Oktober 2022 lediglich um
fast 140 Prozent. Noch deutlicher wird es beim Zehnjahresvergleich. Seit Herbst
2015 zog die Goldnotierung um rund 250 Prozent an; diejenige des Bitcoins aber
um mehr als 50.000 Prozent - sprich: der Kurs ist um mehr als das 500-Fache
gestiegen./zb/stk/jsl/he