dpa-AFX: ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Dow steigt nach Zinsentscheid auf Rekordhoch
NEW YORK (dpa-AFX) - Der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed hat den Dow
Jones Industrial am Mittwoch aus seiner jüngsten Lethargie
gerissen und auf ein Rekordhoch gehievt. Anleger reagierten erleichtert darauf,
dass die Fed wie erwartet erstmals seit rund einem Dreivierteljahr den Leitzins
um 0,25 Prozentpunkte gesenkt hatte. Der weitere Zinspfad jedoch bleibt auch
nach den zusätzlichen geldpolitischen Aussagen der Notenbank und den Äußerungen
von Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz unklar. Daher büßte der Dow
einen guten Teil seiner Tagesgewinne wieder ein.
Der Leitindex schloss 0,57 Prozent im Plus bei 46.018,32 Punkten. Seine
Bestmarke liegt nun bei knapp 46.262 Punkten. Die wichtigsten
Technologie-Indizes und der marktbreite S&P 500 unterbrachen ihre
jüngste Rekordjagd. Sie hatten schon vorab von der Hoffnung auf niedrigere
Zinsen zur Ankurbelung der Wirtschaft profitiert.
So fiel der S&P 500 jetzt um 0,10 Prozent auf 6.600,35 Punkte. Der
technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,21 Prozent auf 24.223,69
Punkte. Der führende Nebenwerte-Index Russel 2000 legte moderat zu, nachdem er
sich zwischenzeitlich mit einem Plus von gut 2 Prozent seinem Rekordhoch
genähert hatte. Die Aussicht auf sinkende Finanzierungskosten stützt
insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen.
Der Leitzins liegt jetzt in der Spanne von 4,0 bis 4,25 Prozent. Bis zum
Jahresende stellte die Fed weitere Zinssenkungen in Aussicht - bis zu zwei
Zinsschritte nach unten seien möglich. Laut Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der
VP Bank, ist davon auszugehen, dass auf jeder der noch verbleibenden zwei
Sitzungen der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte reduziert wird. 2026 könnte dann
nach Fed-Angaben noch eine weitere Senkung erfolgen.
Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg äußerte sich
skeptischer. Ob auf die aktuelle Senkung eine Serie weiterer Lockerungsschritte
folge, sei trotz der hierauf hindeutenden Projektion noch nicht ausgemacht: "Die
Fed steckt in einem Dilemma zwischen der unerwartet deutlichen Verschlechterung
der Arbeitsmarktlage und einem weiterhin drohenden Inflationsschub wegen der
Zollpolitik der US-Regierung."
Zudem muss sich die Fed Völker zufolge des Verdachts erwehren, ihre
Geldpolitik wegen des beständigen Drängens auf niedrige Zinsen aus dem Weißen
Haus zu lockern und mithin ihre Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten einzubüßen.
Die Gefahr geldpolitischer Fehltritte wachse in dieser Gemengelage. Der Experte
hält angesichts der Inflationsgefahren weiterhin ein vorsichtiges Vorgehen bei
weiteren Zinssenkungen für angebracht, kann aber auch nicht ausschließen, dass
sich die Fed nun schwerpunktmäßig von Arbeitsmarktsorgen treiben lässt.
Unter den Einzelwerten stand Nvidia im Fokus. Die "Financial
Times" hatte berichtet, dass Chinas Cybersicherheitsbehörde CAC die größten
Technologiekonzerne des Landes angewiesen habe, Käufe bestimmter Chips für
Künstliche Intelligenz (KI) bei dem Chipriesen zu unterlassen. Damit würde sich
der Streit um Hightech-Chips zwischen China und den USA weiter zuspitzen. Die
Nvidia-Aktien büßten als klares Schlusslicht im Dow 2,6 Prozent ein. An der
Index-Spitze zogen die Anteilsscheine des Kreditkarten-Anbieters American
Express um 2,7 Prozent an, nachdem sie im Handelsverlauf eine
Bestmarke erklommen hatten.
Bei dem chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu ging die
KI-Kursrally mit einem Plus von 11,3 Prozent auf fast 138 US-Dollar weiter. Das
Analysehaus Jefferies hatte seine Kaufempfehlung bekräftigt und das Kursziel
deutlich auf 157 Dollar erhöht. Die Papiere des Cloud-Software-Spezialisten
Workday zogen um 7,3 Prozent an und waren damit der Spitzenreiter
im Nasdaq 100. Nach der zuletzt schlechten Stimmung bessere sich das
Chance-Risiko-Profil, hieß es vom Analysehaus Evercore ISI./la/nas