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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Gipfel Dutzender Staaten in Katar bildet Front gegen Israel

(neu: mehr Hintergrund)

DOHA (dpa-AFX) - Zur Eröffnung eines Sondergipfels Dutzender arabischer und
islamischer Staaten in Katar hat Emir Tamim bin Hamad Al Thani den Angriff
Israels auf die Hamas-Führung in der Hauptstadt des Golfstaats scharf
verurteilt. Israel ermorde die Anführer, mit denen es verhandle, und attackiere
das vermittelnde Land, sagte er. Offen blieb zunächst, ob bei dem Treffen der
Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC)
konkrete Gegenmaßnahmen beschlossen werden.

Israel hatte vergangene Woche versucht, in Doha gezielt die Führungsspitze
der islamistischen Terrororganisation Hamas anzugreifen. Nach Hamas-Angaben
schlug die Attacke fehl, demnach wurde kein Mitglied des Verhandlungsteams
getötet. Sechs Menschen seien aber ums Leben gekommen.

Katar hat mit den USA und Ägypten im Krieg zwischen Israel und der Hamas
vermittelt. Die Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung der im
Gazastreifen festgehaltenen Geiseln kommen aber seit Monaten nicht voran.

In Doha wurde nun über eine gemeinsame Linie gegenüber Israel beraten. Der
Gipfel diene nicht nur der Solidarität mit Katar, sagte der Generalsekretär der
Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit zum Auftakt. "Schluss mit dem Schweigen über
das Verhalten dieses Schurkenstaates", sagte er mit Blick auf Israel. An die
israelische Bevölkerung gewandt sagte er: "Was Ihre Regierung in Ihrem Namen
tut, wird nicht vergessen werden." Es zerstöre jede Grundlage für ein
friedliches Zusammenleben.

Erdogan: Israel muss wirtschaftlich unter Druck gesetzt werden

Iraks Ministerpräsident sprach sich für eine islamisch-arabische Allianz
aus, "um die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen zu
bewältigen." Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, die gesamte Region in die Instabilität
treiben zu wollen. Er drückte Katar zudem seine uneingeschränkte Unterstützung
aus. "Ich bin überzeugt, dass Israel auch wirtschaftlich unter Druck gesetzt
werden muss", sagte Erdogan.

Auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas verurteilte die israelische
Attacke in Katar. Die israelische Regierung sei unfähig, Partner für Frieden zu
sein, und forderte eine entschiedene Intervention der arabischen und islamischen
Länder sowie der internationalen Gemeinschaft.

Irans Präsident: "Wir müssen uns zusammenschließen"

Nach Ansicht von Irans Präsident Massud Peseschkian diente der Angriff auf
die Hamas in Katar dazu, die diplomatischen Bemühungen für ein Ende des
Gaza-Kriegs zunichtezumachen. "Dieser Überfall auf die Diplomatie ist mehr als
ein Verbrechen. Er ist eine offene und schamlose Erklärung, dass nun die
militärische Macht und nicht das Gesetz bestimmend ist", sagte er in Doha.

Heute brenne Gaza, sagte Peseschkian. "Kinder verhungern, während die Welt
sich lediglich mit Zusehen und dem Äußern von Verurteilungen begnügt." An die
Staats- und Regierungschef des Gipfels gerichtet forderte er: "Wir müssen uns
zusammenschließen".

Noch 48 Geiseln im Gazastreifen

Auslöser des Gaza-Krieges war der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober
2023, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 in den
Gazastreifen verschleppt worden waren, darunter auch Kinder. Seither bekämpft
Israel die Hamas, die ihrerseits die Zerstörung Israels anstrebt. In Gaza
befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen
noch am Leben.

Israel steht wegen seiner Kriegsführung in dem Küstenstreifen international
in der Kritik. Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium
kamen mindestens 64.900 Palästinenser ums Leben. Die Zahlen, die nicht zwischen
Zivilisten und Kämpfern unterscheiden, beziffern gut die Hälfte der Todesopfer
auf Frauen und Minderjährige. Weite Teile Gazas wurden im Zuge der israelischen
Offensive zerstört. Kritiker werfen der Armee Kriegsverbrechen vor, manche auch
Völkermord.

Keine konkreten Maßnahmen erwartet

Die Staats- und Regierungschefs arabischer und islamischer Staaten haben
sich schon früher bei Gipfeltreffen zur Lage im Gazastreifen beraten. Dabei
stand am Ende meist die Verurteilung des israelischen Vorgehens.

Auch diesmal erwarten Beobachter angesichts der Vielzahl an Teilnehmern
keine konkreten Maßnahmen. In einem von arabischen Medien zitierten Entwurf
einer Abschlusserklärung wird Israel unter anderem vorgeworfen, im Gazastreifen
Völkermord zu begehen und dort ethnische Säuberung und Aushungerung der
Bevölkerung voranzutreiben.

Netanjahu: Attacke in Doha nicht gescheitert

Netanjahu dementierte unterdessen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit
dem US-Außenminister Marco Rubio, dass der Angriff auf die Hamas-Spitze in Doha
gescheitert sei. "Er ist nicht gescheitert, weil er eine zentrale Botschaft
hatte: (...) Ihr könnt euch verstecken, ihr könnt weglaufen, aber wir werden
euch schnappen", sagte er mit Blick auf führende Hamas-Mitglieder. "Terroristen
denken, sie seien immun, und sie werden es wieder und wieder tun. Und wenn man
ihnen diese Immunität verweigert, dann werden sie es sich zweimal
überlegen."/arj/DP/stw

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