dpa-AFX: Aktien Frankfurt: Neue Zolldrohungen schmälern starke Dax-Wochenbilanz
FRANKFURT (dpa-AFX) - Neue Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump haben
die Rekordjagd im Dax am Freitag vorerst beendet. Trump erwägt
pauschale Strafzölle von 15 oder 20 Prozent auf Importe aus der Europäischen
Union. "Die Investoren stecken in einer Art Schockstarre fest, da das weitere
unkonventionelle diplomatische Vorgehen der USA ein unschönes Gefühl in der
Magengrube hinterlässt", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Vor dem
Wochenende steige die Nervosität besonders, da die Anleger am Montag nicht auf
dem falschen Fuß erwischt werden wollen.
Der Dax weitete seine Verluste im Handelsverlauf aus und stand am Nachmittag
0,93 Prozent im Minus bei 24.230,27 Punkten. Am Donnerstag hatte der deutsche
Leitindex noch einen weiteren Höchststand bei 24.639 Zählern erreicht. Nach rund
24 Prozent Plus im laufenden Jahr fehlten dann jedoch die Anschlusskäufe. Auf
Wochensicht hat der Dax trotzdem immer noch fast zwei Prozent zugelegt.
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen gab am Freitag um
1,05 Prozent auf 31.316,06 Punkte nach. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
ging es um 1,08 Prozent abwärts. An der Wall Street zeichnete
sich ein schwächerer Start für die wichtigsten US-Indizes ab.
Neben der Drohung in Richtung EU verhängte Trump außerdem neue Zölle gegen
Kanada in Höhe von 35 Prozent - trotz Verhandlungen mit dem Nachbarland. Es sei
besorgniserregend, dass die Gespräche im Ergebnis weitestgehend zwecklos waren,
stellte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets fest. Dieses Schicksal
drohe auch Europa. "Im schlimmsten Fall entpuppen sich sämtliche Verhandlungen
als bloße Show, um am Ende doch die hohen Zölle erheben zu können", so Stanzl.
Unternehmensseitig schauen die Anleger zunehmend auf die kommende Woche
startende Berichtssaison voraus. Jefferies-Analystin Chloe Lemarie erwartet eine
gute Halbjahresperformance des Triebwerksbauers Rolls-Royce .
Möglicherweise könnten die Briten sogar ihre Jahresziele nach oben präzisieren.
Das schob die Aktien von Konkurrent MTU um 0,4 Prozent an, womit
sie zu den wenigen Gewinnern im Dax gehörten.
Bei Schaeffler stand eine abschließende Analystenkonferenz
vor dem Quartalsbericht im Fokus. Ein Händler bemängelte mit Blick auf eine
Präsentation des Auto- und Industriezulieferers, dass sowohl Umsatz als auch
Marge im zweiten Quartal leicht unter der Markterwartung liegen dürften. Die
Schaeffler-Aktien verloren 2,0 Prozent.
Derweil senkte der frühere Dax-Konzern Covestro , der
mittlerweile mehrheitlich dem Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen
Emiraten gehört, seine Prognose fürs laufende Jahr. Der Kunststoffkonzern
verwies auf die anhaltend schwache Konjunkturlage und sieht keine Anzeichen auf
eine kurzfristige Erholung. Die Aktien des Chemiekonzerns BASF büßten daraufhin 2,1 Prozent ein. Mehrere Analysten fürchten, dass auch BASF
demnächst eine Gewinnwarnung herausgeben könnte.
Die Anteilsscheine von Flughafenbetreiber Fraport gewannen
0,9 Prozent. Ein Experte lobte angesichts der Verkehrszahlen ordentliche
Fortschritte am Flughafen Frankfurt gegenüber dem Vormonat. Die innereuropäische
Reisenachfrage bleibe hoch. Auch für die internationalen Standorte von Fraport
sei es ein guter Monat gewesen.
Ansonsten flog das Telekomunternehmen 1&1 nach der
Anteilsaufstockung durch den Mutterkonzern United Internet aus
dem SDax . Für 1&1 wurde vor dem Wochenende die Verve Group
in den Kleinwerte-Index aufgenommen. Die Papiere des schwedischen
Tech-Unternehmens verloren bei ihrem Debüt 2,0 Prozent.
SDax-Schlusslicht waren Stabilus mit Kursverlusten von 7,4
Prozent auf 25,85 Euro. Warburg-Analyst Marc-Rene Tonn beließ sein Votum für den
Autozulieferer zwar bei "Buy", senkte aber das Kursziel von 54 auf 44 Euro. Das
zweite Quartal dürfte eher schwach gewesen sein, das untere Ende der Jahresziele
bleibe aber erreichbar.
Für Friedrich Vorwerk ging es als Spitzenreiter im
Kleinwerte-Index dagegen um 5,5 Prozent nach oben. Analyst Nikolas Demeter vom
Bankhaus Metzler erwartet, dass der Pipeline- und Anlagenbauer für Erdgas-,
Strom- und Wasserstoffanwendungen seine Jahresziele anheben wird. Bereits mit
den Zahlen zum Jahresauftakt habe Friedrich Vorwerk die Umsatz-Zielspanne nach
oben hin eingeengt, was Demeter im derzeit günstigen Geschäftsumfeld aber für
konservativ hält./niw/jha/