dpa-AFX: Portugal bringt Privatisierung von Airline TAP auf den Weg
LISSABON (dpa-AFX) - Die in Portugal schon seit rund drei Jahren diskutierte
Privatisierung der staatlichen Fluggesellschaft TAP nimmt jetzt konkrete Formen
an. Man werde 49,9 Prozent der Anteile in private Hände geben, verkündete
Ministerpräsident Luís Montenegro in Lissabon. Fünf Prozent davon würden an die
Mitarbeiter gehen. "Wir wollen nicht weiterhin Geld in ein Fass ohne Boden
werfen", erklärte der konservative Regierungschef in einer TV-Ansprache. Man sei
davon überzeugt, dass es viele Interessenten geben werde.
Die bisher nur schleppend vorankommende TAP-Privatisierung wird in der
europäischen Luftfahrtbranche aufmerksam verfolgt. Zu den potenziell
interessierten Gruppen zählen Branchenriesen wie Lufthansa , Air
France-KLM und die British-Airways- und Iberia-Muttergesellschaft
IAG . Lissabon erhofft sich laut Montenegro von einem
strategischen Partner mehr wirtschaftliche Stabilität für TAP sowie Impulse für
die nationale Wirtschaft.
Die 1945 gegründete TAP hat als größte Fluggesellschaft Portugals mehr als
8.000 Mitarbeiter. Sie ist vor allem auf den Strecken nach Brasilien, aber auch
nach ganz Südamerika und Afrika stark vertreten. Während der Corona-Pandemie
hatte die Airline Rekordverluste von 1,2 (2020) und 1,6 Milliarden Euro (2021)
verzeichnet. In den vergangenen drei Jahren schrieb das Unternehmen aber
schwarze Zahlen. 2024 gab es einen Nettogewinn von 54 Millionen Euro.
TAP hat eine bewegte Vergangenheit
TAP war bereits 2015 trotz Protesten und Streiks zu zwei Dritteln
privatisiert worden. Im Zuge coronabedingter und anderer Probleme übernahm der
Staat derweil fünf Jahre später erneut die Kontrolle über die strauchelnde
Airline. Die damals amtierende linke Regierung leitete eine umfassende
Umstrukturierung ein und kündigte bald die erneute Privatisierung des
Unternehmens an.
Die konservative Regierung will das lange verzögerte Projekt, das zuletzt
auch wegen zweier Parlamentsneuwahlen 2024 und 2025 weiter ins Stocken geraten
war, nun realisieren. Mit der Entscheidung des Ministerrats, 49,9 Prozent des
Kapitals zu privatisieren, stelle man sicher, "dass unsere Fluggesellschaft das
Luftdrehkreuz in Lissabon bewahrt und die Nutzung sämtlicher
Flughafeninfrastrukturen im Land gewährleistet wird", betonte
Montenegro./er/DP/men