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dpa-AFX: HQ Trust sieht für Aktienmärkte bis Jahresende nur wenig Luft nach oben

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Vermögensverwalter HQ Trust sieht für die
allgemeine Aktienentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2025 kaum noch
Potenzial. Der deutsche Leitindex Dax wird von dem Family Office
der Quandt-Familie per Jahresende bei rund 24.000 Punkten erwartet und damit in
etwa auf dem aktuellen Niveau. Dabei werden die Markterwartungen an das
Gewinnwachstum der Unternehmen in der Europäischen Wirtschaftsunion (EWU) von im
Schnitt knapp über zwei Prozent als realistisch bewertet.

Die Prognosen von jeweils knapp zwölf Prozent für die kommenden zwei Jahre
indes seien "schon optimistisch", sagte Chefökonom Michael Heise am Donnerstag
in Frankfurt.

Die Erwartungen an das Gewinnwachstum der Unternehmen im viel beachteten
US-Index S&P 500 seien allerdings mit 9,1 Prozent für 2025 und
Werten von 13 bis 14 Prozent für die beiden Folgejahre "sehr ambitioniert".
Angesichts des schwachen US-Wirtschaftswachstums sei dies "schon eine
Hausnummer". Denn: Derzeit sei der Welthandel zwar stabil, aber durch
Vorzieheffekte bei US-Importen geprägt. In den nächsten Monaten dürfte eine
Verlangsamung folgen.

So schraubten Verbraucher in den USA ihren Konsum zurück, hohe Zinsen
dämpften die Nachfrage und dann seien noch die Zollstreitigkeiten hinzugekommen,
erklärte er. Das alles habe zu einer im Vergleich zu 2024 deutlich
abgeschwächten Konjunktur geführt, auch wenn ein von HQ Trust erwartetes Plus
von 1,5 Prozent für dieses und 1,8 Prozent für das kommende Jahr eine
"einigermaßen stabile Entwicklung" sei und eine Rezession kein Thema. In der EWU
dagegen werde derzeit "der Pessimismus abgebaut", was Deutschland aus einer
langen Phase der Stagnation befreien dürfte.

Entsprechend dieser Entwicklungen hätten sich europäische Aktien im
Vergleich zu US-Werten im Allgemeinen besser geschlagen, was US-Aktien auf lange
Sicht dennoch nicht unattraktiv mache, wie Chefanlagestratege Christian Subbe
sagte. Derzeit jedoch seien die Bewertungen nicht mehr besonders günstig.
Debatten um die Nachfolge von US-Notenbank-Präsident Jerome Powell oder die
Zolldebatten seien noch nicht ausreichend berücksichtigt, weshalb HQ Trust
Aktien derzeit zugunsten von Geldmarkt-Anlagen untergewichtet habe.

Auch wenn HQ Trust aber für die nächsten ein, zwei Quartale vorsichtig sei,
so sind US-Aktien laut Subbe aus einem global diversifizierten Portfolio "nicht
wegzudenken". Der Wachstumsvorsprung, den die USA unter anderem dank ihrer
Dominanz im IT- und Kommunikationssektor und der niedrigen Energiepreise hätten,
dürfte bestehen bleiben. Obendrein kämen zwei Drittel des weltweiten Umsatzes
von den US-Top-Unternehmen. Daher sei langfristig ein hoher Anteil an US-Aktien
im Portfolio gerechtfertigt.

Nicht wegzudenken sei auch der US-Dollar als Leitwährung. "Die Abwertung hat
viele Anleger getroffen." Sie ist laut Michael Heise aber keine Abwendung vom
US-Dollar, sondern nur die Korrektur einer Überbewertung. Tendenziell sieht er
den Wechselkurs für den US-Dollar bei 1,18 Euro per Jahresende. Sollte die
Unabhängigkeit der Fed tatsächlich infrage gestellt werden, was mancher Anleger
nach den despektierlichen Äußerungen von US-Präsident Donald Trump über Powell
und dessen Zinspolitik befürchtet, dürfte zwar die US-Währung allerdings
nochmals deutlich unter Druck geraten. Ernsthaft glaubt er daran aber nicht.

"Zwar soll der Dollar sinken, aber es ist eine gewisse Einsicht da, dass
eine Politik, die das Vertrauen der Anleger erschüttert, keine Lösung ist",
erklärte er. So setzt sich die Trump-Regierung schon länger für einen
schwächeren US-Dollar ein, um die Wirtschaft anzukurbeln und das
Handelsbilanzdefizit abzubauen.

Für Europa ist eine schwächere US-Währung unterdessen aus wirtschaftlicher
Sicht nachteilig - zumal, wenn Europa auf seine Ausfuhren in die USA auch noch
hohe Zölle zahlen muss. Das werde das Wachstum dämpfen, weshalb die
Binnennachfrage zunehmend wichtiger werde. Die Hoffnung liege dabei auf dem
Konsum und den Investitionen./ck/tih/stw

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