dpa-AFX: Zoff auf der Hauptversammlung des Hafenlogistikers HHLA
HAMBURG (dpa-AFX) - Das vorzeitige Ausscheiden der HHLA
-Vorstandschefin Angela Titzrath und der Umgang mit der Dividende
beim Hamburger Hafenlogistiker haben unter Aktionärsvertretern erheblichen Ärger
verursacht. Unter anderem Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW) und des Dachverbands Kritische Aktionäre kritisierten auf
der Hauptversammlung das Vorgehen im Allgemeinen und das Verhalten von
Aufsichtsratschef Rüdiger Grube scharf. Es wurde sogar seine Abwahl als
Versammlungsleiter gefordert.
Statt 16 nur 10 Cent Dividende pro Aktie
Die Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE (PoH) - ein Joint Venture
der Stadt Hamburg und der weltgrößten Reederei MSC - will trotz eines
anderslautenden Vorschlags von Vorstand und Aufsichtsrat der Hamburger Hafen und
Logistik AG (HHLA) eine Kürzung der Dividende durchsetzen. Statt 16 Cent soll es
nur 10 Cent je A-Aktie geben.
Die PoH gehört zu 50,1 Prozent der Stadt und zu 49,9 Prozent MSC. Sie
verfügt über rund 90,4 Prozent des HHLA-Grundkapitals und hat bereits
mitgeteilt, ihren Willen mit ihrer Mehrheit auch gegen Widerstände
durchzusetzen.
"Hier findet eine Diktatur durch den Mehrheitsaktionär statt", sagte der
DSW-Landesgeschäftsführer von Hamburg und Schleswig-Holstein, Dirk Unrau.
Gleichzeitig ging er Aufsichtsratschef Grube direkt an, der seine eigenen
Beschlüsse offenbar nicht einmal verteidigen wolle. "Sie sind ohne Rückgrat in
dieser Gesellschaft."
Unrau erinnerte Grube daran, dass er als Aufsichtsrat für die Gesellschaft
und nicht für die Gesellschafter zuständig sei. Er warf ihm vor, die Aktionäre
zu verhöhnen: "Es geht um gut 200.000 Euro für die außenstehenden Aktionäre und
insgesamt um fünf Millionen Euro."
Grube: Unglücklich gelaufen, aber kein Zerwürfnis
Grube hatte den Gegenantrag der Hauptanteilseigner bei der Dividende zuvor
mit den Worten kommentiert: "Ich möchte nicht verhehlen, dass das unglücklich
gelaufen ist, möchte aber klarstellen, dass diese Entwicklung kein Ausdruck
eines Zerwürfnisses (...) ist." Beide Sichtweisen hätten Argumente für sich, "so
dass es kein richtig oder falsch gibt", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende auf
der virtuellen Hauptversammlung.
Ebenfalls Kritik erfuhr der überraschende Abgang der Vorstandsvorsitzenden
Titzrath. Der Aufsichtsrat hatte zuletzt mitgeteilt, dass Titzrath und er sich
in bestem gegenseitigem Einvernehmen verständigt hätten, dass Titzrath das
Unternehmen spätestens am 31. Dezember verlässt. "Der Wechsel an der
Unternehmensspitze ist nicht unüblich, markiert er doch den Abschluss einer
strategischen Phase", sagte Grube. Titzrath selbst sprach ebenfalls von "bestem
Einvernehmen".
Unrau bezweifelt Trennung in "bestem Einvernehmen"
Genau das bezweifelte jedoch Unrau und sagte in Richtung Titzrath: "Warum
sagen Sie uns nicht ehrlich, dass man Sie nicht mehr wollte?" Das sei doch der
Eindruck, der entstehe, wenn Titzrath einerseits einen Fünfjahresvertrag
unterschreibe und dann nach eineinhalb Jahren gehe.
In der Vergangenheit war immer wieder von Unstimmigkeiten die Rede gewesen.
So steht die 59-Jährige zwar seit neun Jahren an der Spitze der HHLA, in die
Vorbereitung des umstrittenen MSC-Einstiegs durch den rot-grünen Senat war sie
vorab aber dennoch nicht eingebunden worden.
Titzrath erhält nach Angaben von Aufsichtsratschef Grube für dieses Jahr ihr
vertraglich vereinbartes Gehalt in Höhe von 550.000 Euro plus ihre auf 100
Prozent festgesetzten Tantiemen in gleicher Höhe. "Zudem hat sich der
Aufsichtsrat mit Frau Titzrath auf eine Abfindungszahlung in Höhe von 1,58
Millionen Euro (...) geeinigt", sagte Grube./klm/DP/jha