dpa-AFX: AKTIEN IM FOKUS: Chemiebranche robust - Oddo: Markterwartungen zu pessimistisch
FRANKFURT/PARIS (dpa-AFX) - Europäische Chemieaktien haben sich am
Donnerstag etwas besser als der marktbreite Stoxx Europe 600 entwickelt. Begünstigt durch eine Branchenstudie der Investmentbank Oddo BHF,
der zufolge die Markterwartungen wohl zu pessimistisch sind, legte der
Sektorindex um 0,4 Prozent zu.
Für Brenntag ging es trotz einer Abstufung durch die
Privatbank Berenberg um 0,4 Prozent hoch. Bei Symrise reichte es
für einen Kursanstieg um 0,9 Prozent, wogegen BASF 0,4 Prozent
verloren. Lanxess schaffte es im MDax mit einem
Kursanstieg von 1,1 Prozent weit nach vorn, während Wacker Chemie auf der Stelle traten. Evonik gewannen 0,6 Prozent, K+S
0,2 Prozent und Fuchs SE 0,3 Prozent.
Die europäische Chemiebranche habe ein weiteres schwieriges Quartal hinter
sich, schrieb Oddo-Analyst Michael Schäfer. Er erwartet, dass 10 der 18 von ihm
beobachteten Unternehmen ihre Ausblicke senken werden, darunter BASF, Covestro
und Wacker Chemie. Seine eigenen Erwartungen für die operativen Ergebnisse
(Ebitda) für 2025 schraubte er um durchschnittlich 6 Prozent nach unten.
Der Markt sei sich der Risiken für die Branche aber bewusst, betonte der
Experte. Dies belegten die Ebitda-Konsensschätzungen für das Jahr, die im
Schnitt 4 Prozent unter den jeweiligen Mittelpunkten der
Unternehmens-Zielspannen lägen. Am stärksten wichen diese bei Covestro und
Wacker Chemie nach unten ab.
Laut Schäfer preisen die Bewertungen die erwarteten Ausblickssenkungen
bereits überproportional ein. Daher hätten etliche Werte selbst zu seinen fast
durchgängig gesenkten Kurszielen immer noch erheblich Luft nach oben. Bei K+S
rechnet er zudem mit einem weiter optimistischen Ton sowie einem Ausblick, der
am oberen Ende der bereits angehobenen Zielspanne des Düngerherstellers liegen
dürfte.
Schäfer rät zwar vor den Quartalszahlen der Branche zur Vorsicht. Nach dem
Sommer dürfte es aber mehr Klarheit mit Blick auf die US-Zölle geben. Zudem
sollten Evonik, Fuchs, Lanxess und BASF von den Infrastrukturmaßnahmen der
Bundesregierung profitieren.
Die Streichung einer Kaufempfehlung durch Berenberg belastete Brenntag nur
vorbörslich. Experte Carl Raynsford sieht zwar die Jahresziele des
Chemikalienhändlers in Gefahr. Dieses Risiko preise die Aktie aber schon
großteils ein, betonte er. Raynsford empfiehlt sie nun mit "Hold". Das auf 55
Euro gesenkte Kursziel liegt etwas unter dem aktuellen
Bewertungsniveau./gl/mis/jha