dpa-AFX: AKTIEN IM FOKUS: Analysten treiben STMicro und Infineon - Suss unter Druck
FRANKFURT/AMSTERDAM/NEW YORK (dpa-AFX) - Analystenkommentare haben Aktien
von europäischen Chipherstellern am Mittwoch im insgesamt freundlichen
Marktumfeld in unterschiedliche Richtungen geschickt. So legten vor allem
STMicro und Infineon deutlich zu, während ASML
, Suss Microtec und Arm Holdings nachgaben.
Sowohl die Schweizer Großbank UBS als auch das Bankhaus Oddo BHF haben sich
die Branche vor der Berichtssaison zum zweiten Quartal genauer angeschaut und
ihre Einschätzungen für einige Unternehmen revidiert. Unter anderem rät Analyst
Baptiste Salaville von Oddo BHF in seiner Sektoreinschätzung zu Umschichtungen
und nahm daher einige Umstufungen vor. Dabei strich er seine Kaufempfehlung für
Suss und Arm, während er bei STMicro nun zum Einstieg rät.
Gegen Mittag gewannen Infineon unter den Spitzenwerten im Dax 2 Prozent auf 36,21 Euro. An der Euronext stiegen STMicro um 3,5 Prozent auf
26,37 Euro und starteten damit einen weiteren Ausbruchsversuch aus der engen
Spanne zwischen 26 und 29 Euro. In dieser befindet sich die Aktie seit ihrem
Kurseinbruch im Sommer 2024, als das Unternehmen nach bereits gesenkten
Jahreszielen im April wegen der Schwäche in der Automobilindustrie Ende Juli ein
weiteres Mal die Latte tiefer gelegt hatte.
ASML verloren in Amsterdam 1,4 Prozent auf 659 Euro und Arm büßten
vorbörslich in den USA 0,3 Prozent auf 155,90 US-Dollar ein. Beim britischen
Chiphersteller wurde Salaville wegen der Verdoppelung des Aktienkurses seit
April vorsichtiger. Daher stufte er das Papier von "Outperform" auf "Neutral"
ab, auch wenn er das langfristige KI-Profil des Unternehmens weiter positiv
bewertet.
Auch Suss blieb nach dem kräftigen Kursanstieg seit dem Tief angesichts des
US-Zollstreits im April ein kritischerer Blick von Salaville nicht erspart. Das
Verhältnis von Chance zu Risiko sei angesichts des seither rund 70-prozentigen
Kursanstiegs inzwischen ungünstig, schrieb er. Salaville senkte das Kursziel von
55 auf 45 Euro und stufte die Papiere von "Outperform" auf "Neutral" ab. Er
verwies auch auf eine eventuell längere Investitionspause von Samsung, was auf
Suss durchschlagen würde.
Die Aktie geriet im SDax mit minus 5,6 Prozent auf 42,54 Euro
unter Druck. Bereits am Dienstag hatte sie sich nicht über der gleitenden
200-Tage-Linie bei etwas unter 45,40 Euro halten können, die den längerfristigen
Trend signalisiert. Zur Wochenmitte nun drehten sie deutlich weiter nach unten,
bis sie etwas über der kurzfristigen Trendlinie bei rund 42 Euro Halt fand.
Allgemein rät der Oddo-Experte in seiner Brancheneinschätzung, von
Zulieferern der Chipbranche in Hersteller umzuschichten. Für letztere spreche,
dass sich Befürchtungen am Markt über einen Abbau von Lagerbeständen nach der
Ankündigung der US-Zölle Anfang April nicht bewahrheitet hätten.
"Letztlich hielt sich der Sektor gut mit einem im Jahresvergleich
gestiegenen Umsatz im April von 20 Prozent", schrieb er. Dabei hob er vor allem
die Bereiche Automobil und Industrie positiv hervor, wo im zweiten Quartal die
Lager aufgefüllt worden seien und Künstliche Intelligenz (KI) - unter anderem
was den Rechenzentrumssektor betreffe - ein wichtiger Treiber sei.
Aktien aus diesem Bereich, etwa STMicro und Infineon, seien dennoch
weiterhin mit einem Abschlag bewertet, ergänzte er. Da sie jedoch von der
positiven Dynamik profitieren sollten, gibt er ihnen den Vorzug vor anderen
Branchenwerten und hob seine Schätzungen an.
Entsprechend setzte er anschließend das Kursziel von STMicro von 23 auf 32
Euro hoch und stufte das Papier von "Neutral" auf "Outperform" nach oben. Zwar
seien noch ein paar strukturelle Fragen offen, doch sein pragmatischer Blick auf
die drei abgelaufenen Monate und die drei folgenden ließen erwarten, dass die
Ziele für das dritte Quartal über dem Konsens (durchschnittliche
Analystenschätzung) liegen dürften. Ähnlich sieht dies auch UBS-Experte
Francois-Xavier Bouvignies, der zur Zahlenvorlage am 24. Juli ebenfalls mit
einem starken zweiten Jahresviertel sowie mit Blick auf das dritte mit
steigenden Konsensschätzungen rechnet. Er hob daher sein Kursziel von 26 auf 30
Euro an.
Für Infineon bekräftigte Oddo-Analyst Salaville seine
"Outperform"-Einschätzung und hob das Kursziel von 40 auf 47 Euro. Damit sieht
er für diese Aktie ein noch etwas höheres Aufwärtspotenzial als für die von
STMicro und schließt nicht aus, dass die Münchener ihre Geschäftsjahresziele
anheben könnten.
Ein "Top Pick" ist Infineon vor den am 5. August erwarteten Zahlen zum
dritten Geschäftsquartal auch für Bouvignies. Denn: Auch er hält eine
Aufstockung der Jahresziele für gut möglich und verweist dabei auf die
konjunkturelle Erholung in den Auto- und Industriemärkten. Wegen
gesamtwirtschaftlicher Unsicherheiten erwartet er aktuell aber noch keine
Prognose für das neue Geschäftsjahr 2025/26.
Beim Ausrüster der Chipindustrie, ASML, sind beide Experten unterdessen
vorsichtiger und betonen kurzfristige Unsicherheiten und mögliches
Abwärtspotenzial mit Blick auf den Zeitraum in das Jahr 2026 hinein./ck/ag/mis