MONTABAUR (dpa-AFX) - Der Telekommunikationsanbieter 1&1 hat
wegen unerwartet hoher Kosten bei der Nutzung des Vodafone-Netzes die
Gewinnprognose gesenkt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(Ebitda) werde im laufenden Jahr um circa acht Prozent auf rund 545 Millionen
Euro fallen, teilte die United Internet-Tochter am Freitagabend
in Montabaur mit. Bisher lag das Ziel bei etwa 571 Millionen. Grund für das
gesenkte Gewinnziel sind höher als geplante Vorleistungskosten beim sogenannten
National Roaming mit Vodafone . An der Börse kam die Nachricht
schlecht an.
Die im SDax notierte 1&1-Aktie verlor am Montag im frühen
Handel bis zu 1,4 Prozent, konnte die Verluste dann aber reduzieren. Das Papier
war zuletzt stark gefragt - unter anderem, weil die Mutter United Internet im
Mai angekündigt hatte, den Anteil an 1&1 um rund zehn Prozentpunkte auf 90
Prozent zu erhöhen. 1&1 wird an der Börse derzeit mit knapp 3,3 Milliarden Euro
bewertet. Die im MDax gelisteten Anteile von United Internet
büßten am Montag ebenfalls an Wert ein. Zuletzt lag das Minus bei
rund 0,6 Prozent.
Die Papiere von United Internet haben in den vergangenen Wochen vor allem
wegen des Höhenflugs der Aktien der Tochter Ionos kräftig
zugelegt. Der Webhosting-, Domain- und Cloud-Computing-Produkte ist seit Anfang
2023 an der Börse notiert. Gerade in den vergangenen Monaten waren die
Ionos-Papiere stark gefragt. Seit Ende 2024 kletterte der Börsenwert um knapp 80
Prozent auf rund 5,5 Milliarden Euro. Das knapp 64-prozentige Paket, das United
Internet hält, ist damit rund dreieinhalb Milliarden Euro wert. United Internet
selbst kommt auf knapp 4,7 Milliarden Euro.
Auf Basis des Nutzungsanteils gehe 1&1 davon aus, dass die eigenen Annahmen
zum Datenwachstum des Vodafone-Netzes 2025 zu optimistisch waren und 1&1 deshalb
zur Versorgung der Mobilfunkkunden einen prozentual höher als geplanten Anteil
des Vodafone-Netzes abnehmen müsse, hieß es zur Begründung der aktuellen
Prognosesenkung. Die zusätzlich entstehenden Kosten könnten nur zum Teil durch
Einsparungen in anderen Bereichen kompensiert werden, hieß es weiter.
Die höheren Vorleistungskosten für die Nutzung des Vodafone-Netzes gehen den
1&1-Angaben auf die Bedingungen des Vertrags mit dem britischen Konzern zurück.
Diesem liege ein sogenanntes Kapazitätsmodell zugrunde, bei dem 1&1 den von
seinen Kunden in Deutschland jeweils prozentual genutzten Anteil des
Vodafone-Netzes zu einem Festpreis je Prozentpunkt vergütet.
1&1 habe bei der 2025er-Planung unter Berücksichtigung historischer Werte
Annahmen zum monatlichen Datenwachstum des Vodafone-Netzes getroffen. "Auf Basis
des bei der Rechnungsstellung von Vodafone ermittelten 1&1-Nutzungsanteils geht
die Gesellschaft nunmehr davon aus, dass ihre Annahmen zum Datenwachstum des
Vodafone-Netzes im laufenden Jahr zu optimistisch waren", hieß es in der
Mitteilung.
Demzufolge muss 1&1 zur Versorgung seiner Mobilfunkkunden einen prozentual
höher als geplanten Anteil des Vodafone-Netzes abnehmen. "Die zusätzlich
entstehenden Kosten werden nur teilweise durch Einsparungen in anderen Bereichen
kompensiert werden können." Deshalb wurde die Gewinnprognose für die Sparte für
die mobile Internetnutzung und Breitband-Anschlüsse in Haushalten um rund 26
Millionen Euro auf 810 Millionen Euro (Vorjahr: 856) reduziert.
Im Mobilfunkgeschäft rechnet das Unternehmen weiter mit einem Verlust vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 265 Millionen Euro. Damit
würde der operative Verlust in etwa so hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr.
Darin seien circa 100 Millionen Euro Aufwendungen enthalten für die
Kundenmigration sowie für Netzvorleistungen, die nach der vollständigen
Migration aller Kunden ab 2026 entfallen.
Anders als die Ziele für das operative Ergebnis wurden die Prognosen für den
Service-Umsatz, den Vertragsbestand und das Investitionsvolumen bestätigt. Beim
operativen Erlös rechnet 1&1 unverändert mit einem Wert auf dem Vorjahresniveau
von 3,3 Milliarden Euro. Das Investitionsvolumen (Cash-Capex) solle weiterhin
rund 450 Millionen Euro betragen./jha/zb/mis/stk