dpa-AFX: Zeitdruck beim TV-Poker für WM 2026: Wo landen DFB-Spiele?
BERLIN (dpa-AFX) - Am Anfang ging es ganz flott. Kaum hatte die Telekom
voller Stolz den umfangreichen Kauf von Medien-Rechten für vier
Fußball-Weltmeisterschaften verkündet, gab es noch am Ort der Präsentation ein
Treffen mit Vertretern von ARD und ZDF. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben
es aus gutem Grund eilig. Sie interessieren sich beim Telekom-TV-Paket vor allem
für die Männer-WM, die schon im kommenden Jahr gespielt wird.
Seit dieser schnellen Zusammenkunft in Berlin vor knapp vier Wochen gab es
nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur kein weiteres Treffen der
Beteiligten. Dabei drängt die Zeit. Denn in nicht einmal einem Jahr haben
bereits alle 48 WM-Mannschaften mindestens ein Vorrunden-Spiel absolviert. Und
ein Turnier mit 16 Austragungsorten in drei Ländern Nordamerikas erfordert eine
präzise Vorbereitung.
Wichtiges Treffen verpasst
Das wichtige World Broadcaster Meeting für die WM-Sender aus aller Welt
haben ARD und ZDF zwangsweise verpasst. Aus Deutschland war in Dallas die Firma
Thinxpool vertreten. Der TV-Dienstleister aus dem bayrischen Holzkirchen
produziert seit vielen Jahren im Auftrag der Telekom das Sportprogramm für ihr
Bezahlangebot MagentaTV. Auf dem sollen im kommenden Jahr alle 104 Partien des
WM-Turniers laufen.
Es wird aber auch Übertragungen ohne zusätzliche Bezahlung geben. Das ist
zur Freude der Fußballfans sicher. Es werde "eine große Anzahl von Spielen an
einen frei empfangbaren Fernsehsender mit bundesweiter Reichweite sublizenziert"
werden, heißt es dazu bei der FIFA.
Angabe der FIFA bleibt vage
Wie viel eine große Anzahl ist, bleibt allerdings offen. Weder der
Fußball-Weltverband noch die Telekom wollten sich dazu äußern. Dabei wüssten die
Fußballfans sicher gerne, ob im kommenden Sommer mehr als die im
Medienstaatsvertrag zugesicherten WM-Partien sind. ARD und ZDF äußern sich nicht
zum aktuellen Stand.
Das Gesetzeswerk legt in Paragraf 13 unter anderem fest, dass bei einer
Fußball-WM "alle Spiele mit deutscher Beteiligung sowie unabhängig von einer
deutschen Beteiligung das Eröffnungsspiel, die Halbfinalspiele und das Endspiel"
in einem frei empfangbaren und allgemein zugänglichen Fernsehprogramm laufen
müssen. Eine kleine Einschränkung gibt es noch mit Blick auf 2026: Die deutsche
Mannschaft ist noch gar nicht qualifiziert.
Telekom strebt Refinanzierung an
ARD und ZDF hatten schon sehr frühzeitig ihr Interesse an der WM 2026
bekundet, wurden mit ihren Vorstellungen von der FIFA jedoch nicht
berücksichtigt. Der zweite Anlauf führt nun über Sublizenzen, was sich
grundsätzlich mit den Plänen der Telekom deckt. "Natürlich sind wir ein
Wirtschaftsunternehmen und werden auch eine Refinanzierung anstreben", sagte
Wolfgang Metze, Geschäftsführer Privatkunden.
Das Telekommunikationsunternehmen hat inzwischen nicht nur mit den beiden
öffentlich-rechtlichen Sender gesprochen. Denn die Telekom könnte die
Refinanzierung auch durch den teilweisen Weiterkauf an Privatsender erreichen.
Aufgrund der Größenordnung kommen RTL und ProSiebenSat.1 infrage.
"Wir schauen uns alle interessanten Rechte an", heißt es bei der RTL-Gruppe.
Sie war bereits bei der EM 2024 dabei, übernahm für die Telekom die Produktion
in ihren Studios in Köln und übertrug selbst zwölf Spiele auf ihrem Hauptsender.
Vorbild könnte ein komplizierter Vertrag sein
Die Konkurrenz von ProSiebenSat.1 war zuletzt auf dem Rechtemarkt sehr aktiv
und kaufte überraschend das Free-TV-Paket für die Handball-Weltmeisterschaften.
Und sie ist "an allem interessiert, wo der Adler auf der Brust ist", wie
Sportchef Gernot Bauer es zuletzt ausdrückte.
ARD und ZDF haben bei den Verhandlungen mit der Telekom einen Vorteil
gegenüber den Konkurrenten. Sie haben bereits Medien-Rechte für die EM 2028
erworben und könnten neben Millionen-Überweisungen auch ein Tauschgeschäft
anbieten.
Vorbild wäre der umfangreiche und komplizierte Vertrag, nachdem die Telekom
sich zunächst die EM 2024 gesichert und anschließend Sublizenzen an die
öffentlich-rechtlichen Sender verkauft hatte - diese waren unter anderem mit
Rechten für zwei WM-Turniere verrechnet worden.
Auch die Frauen-WM-Rechte sind auf dem Markt
Die Männer-WM 2026 hat für die öffentlich-rechtlichen Sender derzeit
Priorität, parallel sind jedoch noch andere interessante Rechte auf dem Markt.
Die FIFA bietet derzeit 30 Spiele der Frauen-WM 2027 für "frei empfangbare
Fernsehsender mit landesweiter Ausstrahlung" an.
Auch die Frauen könnten nach den Quoten-Erfolgen der jüngsten Zeit für RTL
und ProSiebenSat.1 interessant sein. Die Telekom hat bei ihrem großen TV-Coup,
zu dem auch zwei U20-Turniere gehören, lediglich das Pay-TV-Paket für die
Frauen-WM erworben./mrs/DP/jha