dpa-AFX: Länder gegen komplettes Verbot der PFAS-Chemikalien
STUTTGART (dpa-AFX) - Die Wirtschaftsministerkonferenz hat sich gegen ein
pauschales Verbot der sogenannten Ewigkeitschemikalien PFAS ausgesprochen. Die
Vorsitzende, die baden-württembergische Ressortchefin Nicole Hoffmeister-Kraut
(CDU), sagte sich in Stuttgart, man wisse wohl über die Auswirkungen auf die
Gesundheit der Menschen. Bei einem Verbot würden aber ganze Produktionsbereiche
in der EU wegbrechen. Dies würde als breites Deindustrialisierungsprogramm
wirken.
Mehr als 10 000 verschiedene PFAS-Chemikalien
Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU)
sagte nach der zweitägigen Tagung, er sehe die EU-Chemikalienregulierung mit
Sorge. "Sie sorgt in der Chemieindustrie und den von ihr abhängigen
Wertschöpfungsketten durch immer höheren Aufwand, erhebliche
Planungsunsicherheit, Innovations- und Investitionsstau für immensen Schaden."
Ein pauschales Verbot von PFAS sei der falsche Weg. Von den 10 000 Substanzen
seien 2000 völlig unschädlich.
PFAS-Chemikalien (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) kommen nicht
natürlich in der Umwelt vor und überdauern je nach Stoff extrem lange in der
Umwelt. Dabei können sie sich immer mehr anreichern. PFAS stehen unter anderem
im Verdacht, Leberschäden sowie Nieren- und Hodenkrebs zu verursachen.
Verwendung in Anoraks und Pfannen
Aufgrund ihrer einzigartigen Merkmale werden die Substanzen in einer großen
Zahl vor allem in industriellen Produkten und Alltagsgegenständen verwendet -
von Anoraks über Pfannen bis hin zu Kosmetik. In der Europäischen Union wird
über ein Verbot von PFAS mit einigen Ausnahmen diskutiert. Industrieverbände
sehen darin eine Bedrohung für Hightech-Industrien.
Die Wirtschaftsministerkonferenz sprach sich gleichfalls für bessere
Rahmenbedingungen für die Verteidigungsindustrie aus. Hamburg Ressortchefin
Melanie Leonhard (SPD) sagte, dazu gehörten Verbesserungen bei der
Auftragsvergabe, zügige öffentliche Beschaffungen, und auch Investitionen in
belastbare öffentliche Infrastrukturen. Dazu zählten nicht zuletzt die Häfen als
bedeutende Logistikinfrastrukturen./ols/DP/stw