Nachrichten

dpa-AFX: ROUNDUP 2: Aroundtown profitiert von höheren Mieten - keine Dividende für 2024

(neu: Aussagen aus einem Gespräch mit Verwaltungsratsmitglied)

LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown
hat im ersten Quartal von steigenden Mieten profitiert. Die
Nettomieteinnahmen legten trotz des Verkaufs von Immobilien zu, unter dem Strich
blieb wegen einer Aufwertung der Immobilien deutlich mehr Gewinn. Das Gewinnziel
für 2025 bestätigte der MDax -Konzern am Mittwoch. Derweil will
das Unternehmen auch für 2024 keine Dividende zahlen. Bereits in den beiden
Jahren zuvor hatte Aroundtown die Dividende gestrichen, um das Geld wegen
Unsicherheiten am Markt zusammenzuhalten. Die Aktie legte kräftig zu.

Es seien weitere Anstrengungen zur Stärkung der Bilanz und des Finanzprofils
erforderlich, um das Unternehmen in eine noch stärkere Position zu bringen,
sagte Verwaltungsratsmitglied Frank Roseen der Finanz-Nachrichtenagentur
dpa-AFX. Die Ausschüttung einer Dividende zum jetzigen Zeitpunkt wäre
kontraproduktiv. Aroundtown werde wieder Dividenden ausschütten, sobald die
Bilanz ausreichend gestärkt sei.

Erst jüngst stufte Standard & Poor's das Kreditrating von Aroundtown ab. Die
US-Ratingagentur zeigte sich wegen einer erhöhten Marktvolatilität und einer
Abschwächung der deutschen Wirtschaft besorgt. Dies könnte den Schuldenabbau des
Unternehmens verlangsamen, hieß es.

Wie viele Konkurrenten ringt Aroundtown nach Jahren des Immobilienbooms
schon länger mit den höheren Zinsen und reagiert darauf unter anderem mit dem
Verkauf von Immobilien. In diesem Jahr seien Verkäufe von etwa 140 Millionen
Euro unterzeichnet worden, teilte der Konzern mit. Immobilien im Wert von 149
Millionen Euro hätten im Auftaktquartal den Besitzer gewechselt, und dies in
etwa zum Buchwert. Auch in Zukunft werde das Unternehmen Immobilien veräußern
und seine Verschuldung reduzieren, erläuterte Roseen. Das Unternehmen werde sich
aber auch von Immobilien trennen, um mögliche Zukäufe finanzieren zu können.

Im ersten Quartal kletterte die Nettomieteinnahmen um ein Prozent auf 295
Millionen Euro. Die Mieten legten auf vergleichbarer Basis um 3 Prozent zu.
Dabei profitierte das Unternehmen vor allem von höheren Mieteinnahmen seiner
Tochter Grand City Properties , die Wohnungen vermietet. Aber auch
die Mieten für Hotels legten deutlich zu.

"Wir gehen davon aus, dass sich das solide Mietwachstum insbesondere in den
Segmenten Hotel und Wohnen fortsetzen wird", sagte Roseen. Als insgesamt positiv
bezeichnete der Manager die Reform der deutschen Schuldenbremse und die damit
verbundenen potenziell höheren Staatsausgaben in den kommenden Perioden. Nun sei
zu hoffen, dass sie als Katalysator für das Wirtschaftswachstum und eine bessere
Entwicklung des Bürosektors wirken werden.

Zukünftig werde das Management weiterhin nach Möglichkeiten suchen, das
Potenzial des Portfolios voll auszuschöpfen, erläuterte Roseen. Dazu zählten
Neupositionierungen und Umnutzungen. Im laufenden Jahr dürften die Mieteinnahmen
auf vergleichbarer Basis um zwei bis drei Prozent steigen.

Der operative Gewinn (FFO1) verharrte im Quartal mit 76,3 Millionen Euro auf
dem Niveau des Vorjahres. Hier belasteten neben der geringeren Immobilienanzahl
auch die ewigen Anleihen. Für das laufende Jahr peilt der Immobilienkonzern
weiterhin einen erneuten Rückgang beim operativen Ergebnis (FFO1) an und
kalkuliert mit 280 bis 310 Millionen Euro.

Unter dem Strich betrug der Gewinn vor allem wegen einer Aufwertung der
Immobilien knapp 319 Millionen Euro, womit er sich im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum mehr als verdreifachte. Aroundtown habe 15 Prozent seines
Portfolios neu bewertet, hieß es vom Unternehmen weiter. Dadurch sei der Wert
der Immobilien im Vergleich zum Jahresende 2024 um 0,8 Prozent gestiegen.

Für Analyst Andre Remke von der Baader Bank fiel die Quartalsbilanz
ordentlich aus. Wie erwartet schütte Aroundtown das dritte Jahr in Folge keine
Dividende aus. Nach Einschätzung von Andreas Pläsier vom Analysehaus Warburg
Research hat sich die wichtige operative Branchenkennziffer FFO gut entwickelt
und der Ausblick sei erwartungsgemäß bestätigt worden.

Zuletzt stieg der Aktienkurs um rund sechs Prozent. Börsianer verwiesen auf
gesunkene Marktzinsen als Kurstreiber. Am Markt wird fest damit gerechnet, dass
die Europäische Zentralbank (EZB) auf der Zinssitzung in der kommenden Woche die
Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte senken wird. Das Umfeld für Immobilien
würde sich damit weiter aufhellen. Sinkende Zinsen erleichtern Käufe von Häusern
und Wohnungen.

Aroundtown wurde 2004 vom israelischen Geschäftsmann Yakir Gabay gegründet
und 2015 von ihm an die Börse gebracht. Er hält über die Holding Avisco noch 15
Prozent der Anteile. Mit dem TLG-Kauf vor gut fünf Jahren wurden die Luxemburger
zu einem der größten Anbieter von Büroimmobilien in Europa. Zudem ist das
Unternehmen mit mehr als 60 Prozent am Wohnimmobilienkonzern Grand City
Properties beteiligt./mne/lew/jha/

Daten bereitgestellt von .