dpa-AFX: WDH: Evonik will operativen Gewinn um eine Milliarde Euro bis 2027 steigern
(Tippfehler behoben beim Nachnamen der Finanzchefin.)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Evonik will mit
dem größten Umbau seiner Firmengeschichte den operativen Gewinn in den kommenden
deutlich steigern. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
soll bis 2027 um eine Milliarde Euro im Vergleich zu 2023 zulegen, wie der
MDax-Konzern am Donnerstag auf seinem Kapitalmarkttag in Essen mitteilte. Dazu
beitragen sollen jeweils zur Hälfte Wachstum und Kosteneinsparungen. 2023 hatten
die Essener 1,66 Milliarden Euro ausgewiesen. Für das laufende Jahr peilt der
Konzern einen operativen Gewinn von 2,0 bis 2,3 Milliarden Euro an, nach einer
deutlichen Erholung auf fast 2,07 Milliarden Euro 2024.
"Wir arbeiten konsequent an beiden Seiten der Medaille - an unseren
Wachstumschancen wie an unseren Kosten", erläuterte Unternehmenschef Christian
Kullmann. Die Ziele seien zwar ambitioniert, aber das Management sehe
zusätzliche Chancen, etwa aus Konjunkturprogrammen in Deutschland und Europa.
Etwa 500 Millionen Euro des zusätzlichen operativen Gewinns soll aus dem
Wachstum durch eine höhere Auslastung neuer Anlagen sowie aus neuen Produkten
kommen. Zum Ergebnisplus sollen auch Kosteneinsparungen ebenfalls in Höhe von
500 Millionen Euro beitragen. Darin enthalten seien die bereits laufenden
Sparprogramme, durch die rund 2.000 Stellen wegfallen. Die Kosten sollen damit
bis Ende 2026 jährlich um rund 400 Millionen Euro gedrückt werden. "Wir planen
derzeit kein neues Stellenabbauprogramm. Wir wollen die restlichen Einsparungen
durch die Optimierung unserer Geschäfte erreichen", erläuterte die neue
Vorständin Claudine Mollenkopf vor Journalisten.
"Der Großteil der Maßnahmen, vor allem auf der Kostenseite, liegt in unseren
Händen", sagte Finanzvorständin Maike Schuh. Das Unternehmen werde sich bis 2027
darauf konzentrieren, seine Wachstums-, Kosten- und Portfoliomaßnahmen
umzusetzen, seine Finanzkennziffern zu verbessern und die Bilanz durch den Abbau
von Schulden weiter zu stärken. Bis dahin soll es keine Übernahmen geben.
Allerdings eröffne etwa ein starker Cashflow in den nächsten Jahren auch
Aktienrückkäufe als Option.
Evonik-Chef Kullmann richtet Evonik durch den Umbau auf zukunftsträchtige
und margenstarke Geschäfte aus, in denen der Konzern weltweit technologisch
führend ist. Von Massengeschäften verabschieden sich die Essener, weitere
Verkäufe stehen noch an. So strebt Evonik die Trennung vom Geschäft mit
Standardchemikalien der Sparte Performance Materials an, zu der neben dem
bereits verkauften Superabsorber-Bereich auch der C4-Verbund rund um
petrochemische Zusätze für Kautschuk, Kunststoffe und Spezialchemikalien zählt.
Außerdem sollen Geschäftsbereiche mit rund 3.600 Beschäftigten an den
Standorten Marl und Wesseling abgetrennt werden. Sie könnten dann verkauft oder
in Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden. Durch Umbau, Sparprogramme und
den Verkauf von Betriebsteilen können bis zu 7.000 der zuletzt knapp 31.600
Stellen wegfallen oder abgegeben werden.
Um die Komplexität zu reduzieren und die Hierarchien flacher zu gestalten,
bündelte Evonik die Chemiegeschäfte in zwei Segmenten. Die Geschäftsbereiche der
Sparten Specialty Additives, Nutrition & Care sowie Smart Materials gingen mit
Beginn des zweiten Quartals in den Sparten Custom Solutions und Advanced
Technologies auf. Der Umbau wirkte sich auch auf den Vorstand aus - und auf das
Management. Die beiden tragenden Säulen von Evonik übernahmen im Vorstand die
Amerikanerin Lauren Kjeldsen und die Französin Claudine Mollenkopf.
Das Segment Custom Solutions stellt etwa Produkte für die Kosmetik- und
Pharmaindustrie her. Der Bereich soll auch in Nischenmärkten aktiv sein und dort
Lösungen für Kunden entwickeln. Im Segment Advanced Technologies werden unter
anderem Hochleistungskunststoffe und Wasserstoffperoxid sowie Ergänzungsmittel
für die Tier-Nahrung produziert./mne/stk