dpa-AFX: ROUNDUP: Freenet verdient zum Jahresstart weniger - Aktie stürzt ab
BÜDELSDORF (dpa-AFX) - Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet ist überraschend schwach ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal stieg der Umsatz
nur leicht, und der Gewinn ging sogar zurück. Die Freenet-Spitze um
Vorstandschef Christoph Vilanek zeigte sich dennoch zuversichtlich, den Gewinn
im Tagesgeschäft 2025 wie geplant zu steigern. So gewann Freenets Fernsehangebot
Waipu.tv nach dem Rekordjahr 2024 weitere Neukunden. An der Börse kamen die
Nachrichten am Donnerstag jedoch schlecht an.
Die Freenet-Aktie verlor am Vormittag zuletzt rund 15 Prozent auf 30 Euro
und war damit größter Verlierer im MDax , dem Index der
mittelgroßen Werte. Damit näherte sich ihr Kurs wieder seinem Zwischentief von
Anfang April, auf das er im Zuge des globalen Zoll-Gewitters gefallen war.
Seither hatte er sich allerdings wieder deutlich erholt. Selbst nach dem Absturz
vom Vormittag wurde das Freenet-Papier noch etwa 9 Prozent höher gehandelt als
zum Jahreswechsel.
Branchenexperte Mathieu Robilliard von der britischen Bank Barclays
attestierte Freenet einen trägen Jahresstart. Und sein Kollege Stephane Beyazian
von Oddo BHF stufte die Freenet-Aktien auf "Underperform" ab. So hatte die Aktie
sein Kursziel von 30 Euro zuletzt deutlich übertroffen. Anfang Mai kosteten
Freenet-Papiere mit 37,56 Euro so viel wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.
Im ersten Quartal stieg Freenets Umsatz dank zusätzlicher Abonnenten nach
angepassten Zahlen im Jahresvergleich um knapp zwei Prozent auf gut 604
Millionen Euro, wie das Unternehmen aus Büdelsdorf am Mittwochabend nach
Börsenschluss mitgeteilt hatte. Der Gewinn ging sogar zurück - wegen einer
Steuergutschrift im Vorjahr, aber auch wegen höherer Werbeausgaben für die
hauseigenen Mobilfunkmarken.
So entfiel auf die Freenet-Aktionäre diesmal unter dem Strich ein Gewinn von
gut 57 Millionen Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor nach angepassten Zahlen noch
fast 70 Millionen Euro gestanden hatten. Der operative Gewinn vor Zinsen,
Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) sank um knapp 1
Prozent auf gut 126 Millionen Euro. Analysten hatten bei Umsatz und operativem
Gewinn mehr erwartet.
Unterdessen profitierte Freenet weiter vom Wegfall des sogenannten
Nebenkostenprivilegs: So dürfen Vermieter in Deutschland die Kosten für
Kabelfernsehen seit vergangenem Sommer nicht mehr pauschal über die Nebenkosten
abrechnen. Mieter können daher ihren Fernsehanschluss frei wählen.
Eine Alternative ist unter anderen Freenets Waipu.tv. Zwischen Ende Dezember
und Ende März wuchs die Zahl der Abo-Kunden in diesem Segment um gut drei
Prozent auf zwei Millionen. Die Zahl der Freenet-TV-Abokunden ging hingegen um
vier Prozent auf etwa 476.000 zurück.
Im Mobilfunkgeschäft berichtete Freenet von einem verschärften Wettbewerb -
mit vielen neuen Angeboten in Tarifmodellen in Deutschland. Daher optimiere das
Unternehmen sein eigenes Tarifangebot. Die Zahl der Freenet-Mobilfunkkunden mit
Laufzeitvertrag wuchs in den ersten drei Monaten um gut 53.000 auf 7,65
Millionen.
Der Freenet-Vorstand zeigte sich für das laufende Jahr trotz des schwächeren
Starts zuversichtlich. So soll der bereinigte operative Gewinn wie geplant auf
520 bis 540 Millionen Euro steigen./stw/stk