dpa-AFX: ROUNDUP: Größter Drohnenangriff auf Ukraine vor Trump-Putin-Telefonat
KIEW/MOSKAU/WASHINGTON (dpa-AFX) - Russland hat nach den ersten direkten
Verhandlungen mit der Ukraine seit drei Jahren das Nachbarland mit den nach
Zahlen stärksten Drohnenangriffen seit Kriegsbeginn überzogen. Moskau habe 273
unbemannte Flugobjekte eingesetzt, teilten die Luftstreitkräfte in Kiew mit. In
der Hauptstadt Kiew starb den Behörden zufolge eine Frau; drei Menschen,
darunter ein vier Jahre altes Kind, seien verletzt worden. Bei einem
Drohnenangriff auf einen Bus im Gebiet Sumy starben am Samstag mindestens neun
Menschen.
Die russischen Angriffe gelten auch als Antwort Moskaus auf die Drohungen
der USA und der EU mit noch schärferen Sanktionen. Der ukrainische Präsident
Wolodymyr Selenskyj warf Russland vor, gezielt Zivilisten zu töten. Das sei ein
weiterer Beweis, dass Russland kein Interesse an einer Waffenruhe habe. Er
forderte stärkeren Druck in Form von Sanktionen gegen Moskau, damit das Töten
aufhöre. Selenskyj dankte in Rom auch Papst Leo XIV. bei dessen Amtseinführung
für dessen Einsatz für den Frieden in der Ukraine.
Zwar hatten Russland und die Ukraine am Freitag erstmals seit drei Jahren in
Istanbul wieder direkt miteinander verhandelt in dem Konflikt. Aber trotzdem
setzt Moskau seine Angriffe fort. Vereinbart hatten beide Seiten in Istanbul
lediglich einen Gefangenenaustausch und die Fortsetzung ihrer Verhandlungen.
USA erhöhen Druck vor Telefonat von Trump und Putin
Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump wollen an diesem
Montag erneut am Telefon über Wege zur Beendigung des Krieges sprechen. Putin
dürfte erneut betonen, dass Russland sich vom Westen nicht unter Druck setzen
lasse. Kremlsprecher Dmitri Peskow machte vorab deutlich, dass Russland zu einer
Waffenruhe bereit sei, wenn die Bedingungen dafür erfüllt seien. So fordert
Russland unter anderem ein Ende der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine.
Die USA warnen Russland vor neuen Sanktionen, falls die Gespräche über eine
Waffenruhe mit der Ukraine keine Fortschritte bringen. Kurz vor dem geplanten
Telefonat Trumps mit Putin erhöhen die USA den Druck auf den Kreml.
Außenminister Marco Rubio sagte dem Sender CBS News, man habe die russische
Regierung auf die Möglichkeit neuer Sanktionen hingewiesen und sich dabei in den
vergangenen Wochen "ziemlich klar" ausgedrückt.
Trump und Putin telefonieren zum dritten Mal seit Januar Trump teilte mit
Blick auf das geplante Telefonat mit: "Hoffentlich wird es ein produktiver Tag,
eine Waffenruhe kommt zustande und dieser sehr gewalttätige Krieg (...) findet
ein Ende". Der Kreml bestätigte das geplante Telefonat. Die beiden Präsidenten
haben seit Trumps Amtsantritt im Januar bereits zweimal miteinander telefoniert.
Der US-Präsident hat das Ziel ausgerufen, den russischen Angriffskrieg in der
Ukraine möglichst schnell zu beenden.
Putin: Haben Mittel und Kraft für Erreichen der Kriegsziele
Putin sagte in einem vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichen
Interview, das schon vor einiger Zeit geführt worden war, dass Moskau sowohl die
Mittel als auch die Stärke habe, seine Kriegsziele zu erreichen. Die
militärische Spezialoperation, so der offizielle Name für den Krieg, werde bis
zu ihrer "logischen Beendigung" zu dem für Russland nötigen Ergebnis zu führen.
Nach seinen früheren Äußerungen ist damit gemeint, dass die Ukraine etwa auf
einen Nato-Beitritt verzichten und somit neutral bleiben sowie die von Russland
annektierten Gebiete abtreten soll. Die Ukraine lehnt das kategorisch ab.
Putin sagte auch, wichtig für Russland sei die Beseitigung der
Konfliktursachen, um einen nachhaltigen Frieden zu erreichen und die Sicherheit
des russischen Staates zu gewährleisten. Es gehe um die Interessen der
russischsprachigen Bevölkerung in den Gebieten, die Russland besetzt hat. "Dort,
wo Menschen leben, für die Russisch ihre Muttersprache ist und die Russland als
ihre Heimat betrachten", sagte er.
Russland zeigt sich unbeeindruckt von Drohungen
Auch die Europäer wollen ein neues Sanktionspaket schnüren, das vor allem
den Finanz- und Energiesektor betreffen soll. Russland hatte dagegen zuletzt
mehrfach betont, sich von den Ultimaten und Drohungen nicht einschüchtern zu
lassen.
Die EU und die USA haben Russland bereits mit zahlreichen Sanktionen belegt,
um dem Land die wirtschaftliche Grundlage für die Fortsetzung des Angriffskriegs
gegen die Ukraine zu nehmen. Auch westliche Experten bescheinigen der russischen
Wirtschaft aber eine Robustheit, die so nicht erwartet wurde. Zwar sind die
vielen wirtschaftlichen Probleme unübersehbar, weil es etwa am einfachen Zugang
zu westlicher Technik fehlt. Die Rohstoffgroßmacht nimmt aber weiter Milliarden
etwa aus dem Öl- und Gasverkauf ein. Das Geld hält wiederum die Kriegswirtschaft
am Laufen./mau/DP/he