dpa-AFX: Carl Zeiss Meditec setzt auf China-Belebung - Unsicherheit bleibt
JENA (dpa-AFX) - Der Jenaer Medizintechnik-Konzern Carl Zeiss Meditec
sieht sich trotz eines Ergebnisrückgangs im ersten Halbjahr auf
Kurs zu seinen Jahreszielen. Der operative Gewinn soll 2025 mindestens stabil
bis leicht höher ausfallen und der Umsatz leicht zulegen. Als positives Signal
wertete der scheidende Konzernchef Markus Weber am Dienstag zur Vorlage
endgültiger Zahlen die jüngste Belebung im wichtigen China-Geschäft. Doch die
Unsicherheiten rund um die US-Handelszölle sowie Währungssicherheiten
überschatten nach Einschätzung des Managements derzeit noch den Ausblick.
Zu den konkreten Auswirkungen auf den Augenheilkunde-Spezialisten durch die
Zölle wollte sich Weber und sein Finanzvorstand angesichts der extrem volatilen
Situation zunächst nicht näher äußern. "Man weiß ja kaum noch, was am nächsten
Tag passiert", sagte der Noch-Konzernchef. Man sei deshalb gut beraten, zunächst
die weitere Entwicklung in der Zoll-Diskussion abzuwarten, ergänzte
Finanzmanager Justus Felix Wehmer. Für Carl Zeiss Meditec wirklich entscheidend
werde in der Zollfrage sein, "ob am Ende die EU und die USA zu einer Einigung
kommen".
Gewisse Vorzieheffekte im Vorfeld der im April von US-Präsident Donald Trump
am sogenannten "Liberation Day" (Befreiungstag) groß angekündigten Zölle wollte
Wehmer daher nicht ausschließen. So war der Auftragseingang im ersten
Geschäftshalbjahr, das bei dem ostdeutschen Unternehmen bis Ende März läuft, um
ein Drittel geklettert. Dazu habe auch die Übernahme des niederländischen
Netzhautspezialisten DORC beigetragen, aber nicht nur. "Ohne sie liegt das
Auftragsplus immer noch bei mehr als 20 Prozent", sagte Konzernlenker Weber.
Dank der Übernahme überschritt das Unternehmen in den ersten sechs
Geschäftsmonaten die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro. Die Erlöse seien
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 11 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro
gestiegen. Gut hätten sich die Märkte in Deutschland, Großbritannien und Spanien
entwickelt, hieß es vom Vorstand, in den USA und Teilen Asiens gebe es eine
Erholung. "Wir haben neue Produkte im Markt. Die Margen stabilisieren sich", so
Weber.
Zugleich drückte die große Übernahme auf den Gewinn. Das Ergebnis vor Zinsen
und Steuern (Ebit) verringerte sich im Halbjahr von zuvor 108,0 Millionen auf
99,1 Millionen Euro. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von
61 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch knapp 84 Millionen Euro erzielt
worden waren.
Das im MDax notierte Unternehmen hatte kürzlich einen
Führungswechsel angekündigt. Weber, der nach eigenen Angaben etwa 22 Jahre in
verschiedenen Funktionen bei Carl Zeiss gearbeitet hat, wird auf eigenen Wunsch
ausscheiden. "Es war eine superschöne Zeit bei Zeiss." Zu seinen beruflichen
Plänen wollte er sich nicht äußern.
Sein Nachfolger soll von Juni an Maximilian Foerst werden, der derzeit das
China-Geschäft von Zeiss Meditec verantwortet. Dieses hatte dem Konzern längere
Zeit wegen einer Nachfrageschwäche Probleme gemacht. Im zweiten Geschäftsquartal
aber hellte sich dort die Lage auf: Die Nachfrage nach Verbrauchsmaterialien für
die Refraktive Chirurgie belebte sich, wie der Konzern bereits zur Vorlage von
Eckdaten Mitte April mitgeteilt hatte.
Der Medizintechnik-Anbieter ist auf Laser, OP-Mikroskope, Geräte sowie
künstliche Linsen zur Behandlung von Augenerkrankungen spezialisiert.
Beschäftigt werden mehr als 5.700 Arbeitnehmer im In- und Ausland, davon etwa
2.500 in Deutschland./tav/rot/mne/he