dpa-AFX: ROUNDUP: Qiagen will an starken Jahresstart anknüpfen - Neuer Aktienrückkauf
(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Analyst, Aktienkurs.)
VENLO/HILDEN (dpa-AFX) - Der Labordienstleister und Diagnostikspezialist
Qiagen rechnet nach einem unverhofft starken Jahresstart auch im
zweiten Quartal mit Auftrieb. Nachdem der Konzern bereits im April sein
Gewinnziel für dieses Jahr angehoben hat, macht Finanzchef Roland Sackers nun
auch Hoffnung auf eine baldige Anpassung der Umsatzziele. In einer
Videokonferenz am Donnerstag kündigte er zudem "beizeiten" eine Überarbeitung
der Mittelfristziele bis 2028 an - noch will das Management aber die weiteren
Entwicklungen etwa rund um die Zölle abwarten.
Die Aktionäre sollen vom starken Lauf des Dax -Konzerns aber
kräftig profitieren: Neben der erstmaligen Zahlung einer Dividende ist ein
weiterer sogenannter synthetischer Aktienrückkauf von bis zu 500 Millionen
Dollar geplant.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an, das Papier notierte am frühen
Nachmittag mit rund 1,5 Prozent im Plus. Die Zahlen zum ersten Quartal seien
weitestgehend im Rahmen der vor Wochen vorgelegten positiven Eckdaten
ausgefallen, schrieb Jan Koch von der Deutschen Bank. Er hob in einer ersten
Reaktion auf das Zahlenwerk die klare Margenverbesserung bei Qiagen hervor. Die
Aktie steht seit ihrem bisherigen Jahreshoch bei gut 47 Euro Ende Januar
allerdings unter Druck und hat seitdem rund ein Fünftel nachgegeben. Auf
Jahressicht beträgt der Abschlag rund 15 Prozent.
Qiagen kommt laut Sackers in den aktuell vor allem durch geopolitische
Auseinandersetzung und die Zollthematik beherrschten Zeiten sein starkes
Portfolio mit Verbrauchsmaterialien zugute, das den Löwenanteil des
Konzernumsatzes ausmacht. Die Nachfrage halte sich hier konstant, wohingegen
Kunden, insbesondere in den USA, sich bei der Anschaffung neuer Diagnostikgeräte
derzeit eher zurückhielten. Durch Zölle wiederum sei Qiagen durch seine starke
Präsenz in den USA inklusive lokaler Fertigung vergleichsweise wenig betroffen,
ergänzte der Finanzvorstand.
Für das zweite Quartal rechnet Qiagen damit, dass der Umsatz im Vergleich
zum Vorjahreswert von 496 Millionen Dollar währungsbereinigt um mindestens fünf
Prozent klettern wird. Auch das bereinigte Ergebnis je Aktie soll anziehen und
zu konstanten Wechselkursen bei mindestens 0,60 Dollar herauskommen - nach 0,55
Dollar ein Jahr zuvor, wie der Konzern bereits am Mittwochabend mitgeteilt
hatte. Analysten hatten bisher für die Monate April bis Juni mit weniger
gerechnet.
Im ersten Quartal hatte der Konzern von guten Geschäften bei seinen
Wachstumstreibern wie dem Tuberkulosetest Quantiferon und dem Diagnostikgerät
Qiastat-Dx profitiert. Wie bereits seit den im April veröffentlichten Eckdaten
bekannt, war der Umsatz zu konstanten Wechselkursen um sieben Prozent auf 483
Millionen Dollar gestiegen. Unter dem Strich kletterte der Gewinn endgültigen
Zahlen zufolge um 12,5 Prozent auf knapp 91 Millionen Dollar.
Qiagen arbeitete zuletzt weiter an seiner Effizienz. Das zahlte sich in
einer stark gestiegenen Profitabilität aus, die bereinigte operative Marge lag
im ersten Quartal bei 29,8 Prozent - im Gesamtjahr soll sie um mindestens 1,5
Prozentpunkte auf mehr als 30 Prozent steigen. Das ursprüngliche Margenziel für
2028 von mindestens 31 Prozent ist damit nicht mehr fern und soll nun deutlich
früher erreicht werden. Sackers hält es für sehr wahrscheinlich, dass dies
bereits 2026 der Fall sein wird.
Die bereits angehobene Gewinnprognose wurde bekräftigt, angepeilt ist
abseits der Wechselkurse ein Anstieg beim bereinigten Ergebnis je Aktie auf 2,35
Dollar. Für den Jahresumsatz steht vorerst noch währungsbereinigt ein Zuwachs
von rund vier Prozent im Plan. Dies würde einen Rückgang im zweiten Halbjahr
implizieren, mit dem Sackers eigenen Angaben zufolge aber nicht rechnet. Dennoch
wolle sich das Management mit einer Aktualisierung der Umsatzziele bis zu den
Zahlen für das zweite Quartal Zeit lassen.
Die Aktionäre dürfen sich derweil auf weitere Ausschüttungen freuen. Die
Hauptversammlung am 26. Juni soll über die erstmalige Dividendenzahlung
abstimmen - ebenso über den weiteren synthetischen Aktienrückkauf von bis zu
einer halben Milliarde Dollar, der über einen Zeitraum von 18 Monaten laufen
soll.
Anders als bei einem regulären Aktienrückkauf werden bei der synthetischen
Form eine unmittelbare Kapitalrückzahlung mit einer Aktienzusammenlegung
(Reverse Stock Split) kombiniert. Experten zufolge hat das steuerliche Vorteile.
Qiagen hat diese Form des Rückkaufs schon mehrfach genutzt, seit 2024 seien auf
diese Weise bereits rund 600 Millionen Dollar ausgeschüttet worden, hieß es. Die
geplante erste Dividende soll 25 US-Cent je Stammaktie betragen. Insgesamt würde
Qiagen damit am 10. Juli etwa 54 Millionen US-Dollar (rund 48 Mio Euro)
ausschütten./tav/zb/mne/jha/