dpa-AFX: ROUNDUP: Siemens Healthineers wächst stark - Ergebnisausblick vorsichtiger
ERLANGEN (dpa-AFX) - Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers
ist im zweiten Geschäftsquartal (per Ende März) stärker gewachsen
als erwartet. Auch bei den Ergebnissen legte die Siemens-Tochter deutlich zu, so
wirken sich die Einsparungen aus der Restrukturierung der Labordiagnostik weiter
positiv aus. Die US-Zollpolitik lässt das Unternehmen jedoch für den
Ergebnisausblick vorsichtiger werden - hier senkte der Philips-Konkurrent das
untere Ende der Spanne für den bereinigten Gewinn je Aktie.
"Ohne Zölle hätten wir über das Erreichen des oberen Endes der Bandbreite
gesprochen", sagte Konzernchef Bernd Montag am Mittwoch in einer
Telefonkonferenz. Die Belastungen für das Geschäftsjahr sieht das Management bei
200 bis 300 Millionen Euro vor Steuern und 0,15 Euro auf das bereinigte Ergebnis
je Aktie. So geht das Unternehmen nun für die 12 Monate per Ende September von
einem bereinigten Ergebnis je Aktie von 2,20 bis 2,50 Euro aus. Bislang hatte
der Konzern das untere Ende auf 2,35 Euro je Aktie prognostiziert.
Am Tag zuvor hatte der niederländische Konkurrent Philips seine
Margenprognose wegen der US-Zollpolitik deutlich gesenkt.
Das vergleichbare Umsatzwachstum sieht Healthineers weiter bei fünf bis
sechs Prozent und peilt dabei das obere Ende an. Im ersten Halbjahr steht damit
bereits ein Plus von sechs Prozent zu Buche. Aktuell sieht Montag mit Blick auf
die Zollpolitik keine Änderung des Kundenverhaltens. Auch in den USA sei die
Nachfragesituation bislang ungebrochen. Zwar beobachte das Unternehmen die
Situation genau - auch mit Blick auf Einschnitte im Gesundheitssektor, in der
Wissenschaft und bei Behörden. Jedoch sei er für die kommenden Quartale für die
USA diesbezüglich positiv gestimmt, sagte er.
Die Anleger reagierten zunächst positiv. Die im Dax notierte Aktie stieg zu
Beginn um 2,2 Prozent, konnte aber die Gewinne nicht halten und drehte in einem
schwachen Sektorumfeld ins Minus. Zuletzt verlor das Papier rund 1,7 Prozent auf
46,59 Euro. Analyst David Adlington von JPMorgan urteilte, der an die
Zollauswirkungen angepasste Ausblick sei nicht so schlecht wie befürchtet. Mit
einer erweiterten Ergebnis-Zielspanne seien die ursprünglichen Zielmarken noch
nicht aus der Welt. Mit Blick auf das zweite Geschäftsquartal urteilte er, das
Wachstum und das bereinigte operative Ergebnis lägen über den Erwartungen. Auch
die Auftragseingänge seien positiv.
Im vergangenen Geschäftsjahr machten die USA rund 35 Prozent des weltweiten
Umsatzes bei Healthineers aus, wie Montag berichtete. Dabei hat Siemens
Healthineers bereits ein starkes Standbein in den USA. "Jedoch produzieren wir
nicht alle Produkte in allen Regionen." Wenn nötig, könne Siemens Healthineers
jedoch rasch Umstellungen in der Fertigung vornehmen. Zum aktuellen Zeitpunkt
sei es für solche Überlegungen aber noch zu früh. Insgesamt sieht er das
Unternehmen jedoch breit genug aufgestellt, um auf die weitere Entwicklung
reagieren zu können. So verwies er auch auf den hohen Anteil von wiederkehrenden
Umsätzen, die von Zöllen unabhängig sind.
Im zweiten Geschäftsquartal erzielte das Unternehmen eine robuste
Entwicklung. So stieg der Umsatz um 8,7 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro, wie das
Unternehmen in Erlangen mitteilte. Vergleichbar stiegen die Erlöse um 6,8
Prozent. Dabei herausgerechnet sind Währungs- und Portfolioeffekte. Dabei
profitierte das Unternehmen von guten Geschäften in der Bildgebung und dem
US-Krebsspezialisten Varian. Regional betrachtet erzielte Healthineers in den
USA ein zweistelliges Wachstum. Das seit einiger Zeit schwächelnde
China-Geschäft war weiterhin von einer zurückhaltenden Nachfrage geprägt,
erreichte jedoch ein leichtes Umsatzplus.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um
knapp ein Fünftel auf 982 Millionen Euro. Hier machten sich auch Einsparungen
durch die Restrukturierung im Diagnostikgeschäft positiv bemerkbar. Nach Steuern
verdiente Healthineers mit 537 Millionen Euro ein Viertel mehr.
Für das dritte Quartal rechnet Finanzvorstand Jochen Schmitz mit einem
vergleichbaren Umsatzplus im Rahmen der Jahresprognose von fünf bis sechs
Prozent und einer flachen Margenentwicklung in allen Segmenten. Insgesamt dürfte
sich die Profitabilität in allen Bereichen in der zweiten Geschäftsjahreshälfte
wegen der US-Zölle reduzieren. "Wir halten den Ausblick auf das zweite Halbjahr
kaufmännisch vorsichtig", sagte Schmitz./nas/mne/stk