GÖPPINGEN (dpa-AFX) - Der Softwareanbieter Teamviewer behält
nach einem Umsatzzuwachs im ersten Quartal seinen Jahresausblick bei. "Wir
verzeichnen eine anhaltend hohe Nachfrage nach unseren Lösungen - trotz des sehr
volatilen globalen Marktumfelds", sagte Teamviewer-Chef Oliver Steil am Dienstag
laut Mitteilung. Umsatz, Ergebnis und Gewinn unter dem Strich legten zu. Die
Anleger nahmen nach einem jüngst guten Lauf der Aktie aber erst einmal Gewinne
mit. Das im MDax notierte Papier fiel deutlich.
Der Kurs sackte um 9,4 Prozent auf 12,11 Euro ab. Damit hat die Aktie nun
fast die Hälfte des Kursgewinns seit dem Zollschock von Anfang April eingebüßt.
Die Quartalszahlen des Softwarekonzerns seien auf den ersten Blick etwas
schwächer als erwartet, wegen eines Zukaufs aber nicht leicht einzuordnen, sagte
ein Händler. Umsatz und Ergebnis hätten besser gelegen als am Markt erwartet,
schrieb hingegen Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Bank RBC.
Im ersten Quartal stieg der ausgewiesene Umsatz (IFRS) des MDax-Unternehmens
um 11 Prozent auf 178,8 Millionen Euro. Unter dem Strich
kletterte das Nettoergebnis um ein Drittel auf 29,6 Millionen Euro nach oben.
Dabei kamen vor allem sinkende Marketingkosten zum Tragen, nachdem der
Sponsorenvertrag mit dem englischen Fußballclub Manchester United ab Mitte vergangenen Jahres deutlich reduziert wurde.
Zum Umsatzwachstum trug auch die Ende Januar abgeschlossene Übernahme der
Firma 1E bei. Kräftig war das Plus im Bereich mit großen Unternehmenskunden
(Enterprise-Segment). Teamviewer bestätigte die Jahresziele.
Im Jahresausblick rechnet das Unternehmen "pro-forma" den Zukauf aus
Vergleichszwecken so ein, als hätte er seit dem 1. Januar 2024 zum Konzern
gehört. Demnach soll der Pro-forma-Umsatz weiter um währungsbereinigt 5,1 bis
7,7 Prozent auf 778 bis 797 Millionen Euro zulegen. Die um Sondereffekte
bereinigte operative Gewinnmarge (bereinigtes Ebitda) soll rund 43 Prozent
betragen. Auf Basis dieser Berechnungsgrundlage traf Teamviewer die operative
Marge im ersten Quartal mit 43 Prozent.
Von den US-Zöllen sei Teamviewer für den überwiegenden Teil des Geschäfts
als Softwarehersteller nicht direkt betroffen, sagte Stiel in einer Konferenz
mit Journalisten. Zumindest so lange nicht, wie es keine Digital- oder
Dienstleistungssteuer gebe. Die Kundenbranchen seien jedoch betroffen und das
merke auch Teamviewer. Vor allem kleine und mittlere Kunden (SMB-Segment) seien
stärker von Unsicherheit in Mitleidenschaft gezogen.
"Trends wie Digitalisierung und Automatisierung sind in den USA immer
besonders wichtig", sagte Steil. Das habe sich mit Aufträgen aus dem vierten
Quartal nun auch im Enterprise-Segment im ersten Quartal niedergeschlagen. Auch
große Firmen würden angesichts der Lage derzeit oft abwarten. Viele Kunden
sagten, es sei eine schwierige Situation, um Entscheidungen zu treffen, weil es
zu schnell zu viele Impulse gebe.
Auf vergleichbarer Basis legte Teamviewer beim Umsatz "pro forma" im ersten
Quartal um 7 Prozent auf 190,3 Millionen Euro zu. Dabei ist unterstellt, dass 1E
sowohl im ersten Quartal dieses und des Vorjahres schon komplett zum Unternehmen
gehört hätte. Der Zukauf allein wuchs dabei schneller als die Göppinger. Die
Integration von 1E läuft Steil zufolge nach Plan. Bereits im März hat das
Unternehmen erste Produktintegrationen vorgestellt.
Teamviewer hatte seinen bisher größten Zukauf im Dezember angekündigt. Der
Unternehmenswert von 1E belief sich bei dem Deal auf 720 Millionen US-Dollar.
Steil will mit 1E das eigene Angebot rund um Fernwartung und vernetzte Geräte
abrunden: 1E bietet Software zur automatischen Erkennung und Behebung von
IT-Problemen der Anwender an./men/mne/mis