dpa-AFX: Devisen: Eurokurs gibt etwas nach - EZB senkt Zinsen erneut
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Donnerstag etwas
nachgegeben. Die erwartete erneute Lockerung der Geldpolitik durch die
Europäische Zentralbank (EZB) hat den Kurs nur wenig bewegt. Der Euro sank auf
1,1352 Dollar. Im frühen Handel hatte er noch etwas höher notiert. Die
Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1360 (Mittwoch: 1,1355)
US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8802 (0,8806) Euro.
Die EZB senkt inmitten der Zollturbulenzen zum siebten Mal seit vergangenem
Juni die Leitzinsen. Der für Banken und Sparer wichtige Einlagensatz wird um
0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent verringert, wie die Notenbank in Frankfurt
mitteilte. Niedrigere Zinsen machen Kredite tendenziell günstiger. Sie helfen
der schwachen Konjunktur in der Eurozone, der mit der Zolloffensive von Donald
Trump weitere Rückschläge drohen.
Der Ausblick für die Wirtschaft werde durch eine "außergewöhnliche
Unsicherheit" belastet, sagte Lagarde nach der Zinsentscheidung. Die
Abwärtsrisiken für die weitere konjunkturelle Entwicklung seien gestiegen. Zudem
gibt die abflauende Inflation im Euroraum der EZB Spielraum für Zinssenkungen.
Die Inflation wird laut Lagarde auch durch die gefallenen Ölpreise und den
gestiegenen Eurokurs gedämpft.
"Der Blick auf die Konjunktur impliziert einen erwarteten Schock durch
Zölle, und die Bezeichnung 'außergewöhnliche' Unsicherheit deutet auf eine
Bereitschaft zu weiteren geldpolitischen Lockerungen hin", kommentierte Mark
Wall, Chefvolkswirt Europa der Deutschen Bank. Dies setzte voraus, dass
Handelsschock anhalte. "Wir erwarten weiterhin eine weitere Zinssenkung im Juni
und einen Leitzins von 1,5 Prozent bis Jahresende."
Am Mittwoch hatte US-Notenbankchef Jerome Powell angesichts der aggressiven
Zollpolitik der USA vor einer höheren Inflation und langsameren
Wirtschaftswachstum gewarnt. "Die bisher angekündigten Zollerhöhungen sind
deutlich größer als erwartet, und das Gleiche dürfte für die wirtschaftlichen
Auswirkungen gelten, zu denen eine höhere Inflation und ein langsameres Wachstum
gehören werden", sagte er bei einem Auftritt in Chicago. Die Zölle würden
höchstwahrscheinlich zu einem zumindest vorübergehenden Anstieg der Inflation
führen. US-Präsident Donald Trump hatte daraufhin erneut scharfe Kritik an
US-Notenbankchef Jerome Powell geübt - und dessen Absetzung gefordert. Zugleich
forderte er, wie schon häufig zuvor, eine Zinssenkung.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen
Euro auf 0,85873 (0,85618) britische Pfund, 161,98 (162,09) japanische Yen und
0,9291 (0,9260) Schweizer Franken fest. Die Feinunze kostete am Nachmittag in
London 3.297 Dollar. Das waren etwa 47 Dollar weniger als am Vortag./jsl/he