dpa-AFX: ROUNDUP/Gas- und Netztechnik gefragt: Siemens Energy hebt Jahresausblick an
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Energietechnikkonzern Siemens Energy wird nach einem überraschend guten zweiten Quartal optimistischer für das
Gesamtjahr. Dabei kann das Unternehmen auf volle Auftragsbücher setzen. So stieg
das Neugeschäft im vergangenen Quartal deutlich stärker als angenommen. Das
Unternehmen profitiert dabei weiter von einem starken Gas- sowie einem guten
Netztechnikgeschäft. Und auch die kriselnde Windkrafttochter Gamesa macht
weitere Fortschritte.
Die guten Nachrichten beflügelten am Gründonnerstag die Papiere des
Dax-Konzerns. Sie kletterten auf ein Rekordhoch von 64,80 Euro. Zuletzt führten
sie den Dax mit einem Plus von noch gut zehn Prozent auf 63,62 Euro an. Damit
summieren sich die Kursgewinne 2025 auf mehr als 25 Prozent, nachdem es 2024 um
rund 320 Prozent nach oben gegangen war. Da hatte sich Siemens Energy nach einem
wegen großer Probleme im Windkraft-Geschäft sehr schwachen 2023 zum Überflieger
gemausert - auch dank einer hohen Nachfrage nach Netztechnik und einem guten
Gasgeschäft.
Siemens Energy habe starke Ergebnisse vorgelegt, kommentierte
JPMorgan-Analyst Akash Gupta. Der Zeitpunkt der Prognoseerhöhung inmitten des
laufenden US-Zollkonflikts sei damit nicht überraschend. Dies signalisiere, dass
Siemens Energy keine negativen Folgen aus der US-Zollpolitik erwartet. Das
US-Geschäft habe im vergangenen Geschäftsjahr 20 Prozent zum Umsatz beigetragen.
Der Marktkonsens dürfte nun wohl zweistellig steigen.
Der Experte lobte insbesondere das starke Gastechnikgeschäft, das
Neugeschäft habe einen Quartalsrekord in der Geschichte von Siemens Energy
erreicht. Zudem habe der Konzern die Konsensschätzung beim Umsatz dank eines
besser als gedachten Wachstums des Windgeschäfts übertroffen. Außerdem Siemens
Gamesa seine Verluste reduziert.
Siemens Energy erwartet für das Geschäftsjahr 2024/25 (Ende September) jetzt
ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von 13 bis 15 Prozent statt um 8 bis
10 Prozent, wie das Unternehmen überraschend am Mittwochabend nach Börsenschluss
mitteilte. Dabei sind währungs- und portfolioeffekte ausgeklammert.
Die Münchener wollen auch bei der Profitabilität besser abschneiden, vor
Sonderposten dürfte die Gewinnspanne jetzt zwischen vier und sechs Prozent
liegen, hieß es. Bisher standen drei bis fünf Prozent im Plan. Nach Steuern
erwartet Siemens Energy einen Gewinn von bis zu einer Milliarde Euro - ohne
Berücksichtigung der erwarteten positiven Sondereffekte infolge der Abspaltung
des Energiegeschäftes der indischen Siemens Limited.
Dabei hob Siemens Energy für nahezu alle Sparten die Umsatz- und
Gewinnprognosen an. Vor allem das Gastechnikgeschäft soll deutlich stärker
wachsen als geplant. Deutlich stärker als gedachte Margen soll das
Netztechnikgeschäft erwirtschaften. Für Siemens Gamesa zeigte sich der Konzern,
insbesondere für den Umsatz, zuversichtlicher. Anstatt eines deutlichen
Rückgangs soll dieser nun zumindest stabil bleiben und im besten Fall um zwei
Prozent wachsen. Das in der Sanierung befindliche Windgeschäft dürfte jedoch
Verluste vor Sondereffekten von 1,3 Milliarden Euro verzeichnen, bekräftigte
Siemens Energy.
Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März zogen die Aufträge auf
vergleichbarer Basis um über die Hälfte auf 14,4 Milliarden Euro an. Rund die
Hälfte entfiel dabei auf das Gastechnikgeschäft, das sein Neugeschäft auf
vergleichbarer Basis mehr als verdoppeln konnte. Auch das Netztechnikgeschäft
warb deutlich mehr Aufträge ein. Der Konzernumsatz legte um mehr als ein Fünftel
auf knapp 10 Milliarden Euro zu. Alle Bereiche trugen zu dem Wachstum bei. Auch
Siemens Gamesa wuchs auf vergleichbarer Basis im zweistelligen Prozentbereich.
Um Sondereffekte bereinigt stieg das operative Ergebnis auf 906 Millionen
Euro, das war mehr als fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Analysten hatten nach
Angaben von Siemens Energy im Schnitt nur mit 577 Millionen Euro gerechnet. Die
entsprechende Marge zog von 2,1 Prozent auf 9,1 Prozent an. Unter dem Strich
verdiente der Konzern 615 Millionen Euro nach 501 Millionen im
Vorjahreszeitraum. Hier kamen Buchverluste aus dem Verkauf des Mehrheitsanteils
des indischen Geschäfts der Windkrafttochter Siemens Gamesa zum Tragen.
Die endgültigen Zahlen zum Quartal legt das Unternehmen am 8. Mai vor. Mit
den Jahreszahlen will Siemens Energy seine Mittelfristziele
aktualisieren./nas/men/mis/zb