dpa-AFX: ROUNDUP/US-Zölle: DHL-Chef rechnet mit verändertem und komplexerem Welthandel
LONDON (dpa-AFX) - In Reaktion auf das am Vorabend von US-Präsident Donald
Trump angekündigte Zollpaket erwartet der Chef der DHL Group eine
zunehmende Komplexität des Welthandels. "Die Handelsrouten werden sich
verändern, und sie werden komplexer werden", sagte Tobias Meyer am Donnerstag in
London auf einem Kapitalmarkttag des Bonner Dax -Konzerns. Zu
möglichen Auswirkungen auf die Ergebnisse der DHL gab sich der Manager zunächst
abwartend. An der Börse war die Stimmung insgesamt bedrückt.
Die DHL-Aktie gehörte mit einem Abschlag von 4,5 Prozent zu den stärksten
Verlierern unter den 40 Einzelwerten im deutschen Leitindex. Dieser verlor
zuletzt gut 2 Prozent. Für die DHL-Aktie beläuft sich das Plus seit Jahresbeginn
nun auf gut 10 Prozent.
Am Vorabend hatte US-Präsident Trump seine zuvor wochenlang angedrohten
Zoll-Pläne präsentiert. Demnach belegen die USA ab Samstag Einfuhren aus allen
Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent. Zudem kündigte die US-Regierung
einen vielschichtigen Mechanismus wechselseitiger Zölle an, der für viele Länder
noch höhere Abgaben vorsieht.
Der Marktanteil der DHL in den USA sei geringer als im Rest der Welt, sagte
Meyer. Aber es sei schwer zu prognostizieren, wie sich die Volumina in Zukunft
entwickelten. Generell rechnet er mit einem Rückgang des internationalen Handels
mit den Vereinigten Staaten. Sollten die Zölle dauerhaft bestehen, werde das
eine abschreckende Wirkung haben.
Analyst Alex Irving von Bernstein Research geht davon aus, dass insbesondere
die Lieferketten in Süd- und Südostasien an Bedeutung gewinnen werden. Er
erwartet eine steigende Nachfrage nach Logistikdienstleistungen, die sich
positiv auf die Gewinnspanne der Spediteure auswirken dürften. Sie seien die
Hauptnutznießer der globalen Vernetzung.
Mit Blick auf Potenzial für die DHL verwies Vorstandschef Meyer auf die
Effekte im Zuge des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union: Durch
den Brexit war die Anzahl der Sendungen zurückgegangen, auf der anderen Seite
nahm die Wertschöpfung für die DHL zu, weil seitdem etwa mehr Sendungen zu
verzollen sind. So übernimmt DHL auf Wunsch etwa die Zollabwicklung und damit
verbundene Dienstleistungen. Meyer betonte, der Konzern fühle sich für volatile
Zeiten gut aufgestellt.
DHL ist einer der größten Logistikkonzerne der Welt. Er bietet den globalen
Versand von zeitkritischen Sendungen ebenso an wie Frachtlogistik auf dem See-
und Luftweg, außerdem gehören Lieferkettendienstleistungen und auch der Paket-
und Briefversand dazu. Der Konzern beschäftigt global rund 600.000
Menschen./lew/men/mis