dpa-AFX: Neue Bankkredite sollen Baywa-Sanierung vereinfachen
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Bei der Sanierung der hochverschuldeten Baywa
zeigen sich die Gläubigerbanken mit neuen Krediten für die größte
Problemtochter des Münchner Mischkonzerns großmütig. Deswegen wird nun der erst
Ende Februar veröffentlichte Verkaufsplan für die im Ökostromgeschäft in schwere
Not geratene Baywa r.e. kurzfristig geändert, wie sowohl die Muttergesellschaft
Baywa AG als auch das Tochterunternehmen in separaten Mitteilungen publik
machten. Unterschrieben ist der neue Plan noch nicht.
Kapitalerhöhung entfällt
Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte
deutsche Agrarhändler und spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und
Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Die Tochter Baywa r.e.
plant, baut und betreibt Solar- und Windparks, auf dem Ökostromgeschäft allein
lasten laut Halbjahresbilanz 2024 des Konzerns Schulden in Höhe von über vier
Milliarden Euro. Die Baywa r.e. erhält demnach 435 Millionen Euro,
zusammengesetzt aus Gesellschafterdarlehen, sonstigen Kreditlinien und
Bürgschaften. Die Mutter Baywa AG soll ihre 51-Prozent-Mehrheitsbeteiligung an
der Baywa r.e. an eine Beteiligungsgesellschaft ausgliedern, sodass die Tochter
und deren Schulden nicht mehr in der Konzernbilanz auftauchen.
Baywa AG muss 350-Millionen-Euro-Darlehen nicht abschreiben
Der ursprüngliche Plan war komplizierter und wäre für die Baywa AG mit einem
großen Pferdefuß verbunden gewesen. Demnach hätte der Schweizer
Mitgesellschafter Energy Infrastructure Partners (EIP) die Mehrheit an der
Ökostromtochter übernommen und eine Kapitalerhöhung in Höhe von 150 Millionen
Euro in die Wege geleitet. Im Gegenzug hätte die Baywa AG auf 350 Millionen Euro
Gesellschafterdarlehen verzichten sollen, die sie der Tochter gewährt hatte. Die
Abschreibung dieser 350 Millionen wiederum hätte dazu geführt, dass das
Eigenkapital der Baywa AG ins Minus gerutscht wäre. Nun soll das Eigenkapital
positiv bleiben.
Hohe Verluste im vergangenen Jahr
In den ersten neun Monaten 2024 hatte der Baywa-Konzern inklusive Baywa r.e.
über 640 Millionen Euro Nettoverlust geschrieben. Ursache der Krise ist eine
missglückte Expansion auf Kredit im vergangenen Jahrzehnt. Die Belegschaft zahlt
einen hohen Preis für die Sanierung: Von den 8.000 Vollzeitstellen der
Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1.300 gestrichen werden, das entspricht 16
Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland./cho/DP/nas