dpa-AFX: ROUNDUP/Wissing: Große Fortschritte bei 5G- und Glasfaserausbau
BERLIN (dpa-AFX) - Der Breitbandausbau in Deutschland für ein
flächendeckendes Angebot mit Glasfaseranschlüssen und schnellem 5G-Mobilfunk
kommt nach einem Bericht des Digitalministeriums schnell voran. Ein Jahr vor dem
Ende der laufenden Legislaturperiode seien 87 Prozent der geplanten 100
Maßnahmen zur Umsetzung der "Gigabitstrategie" erfolgreich gestartet oder
abgeschlossen, heißt es in einem Fortschrittsbericht des Ministeriums.
Die Ampelkoalition hatte im Sommer 2022 ihre "Gigabitstrategie" beschlossen,
nach der es bis zum Jahr 2030 überall in Deutschland schnelles Glasfaserinternet
und 5G-Netz geben soll. In einem ersten Etappenziel soll bis 2025 die Hälfte
aller Haushalte Glasfaseranschlüsse buchen können.
"Spektakuläre Aufholjagd"
Der Bericht verzeichnet nun etliche Fortschritte beim Netzausbau: Jeder
dritte Haushalt verfüge bereits über einen Glasfaseranschluss. Die EU-Kommission
bewerte Deutschlands Aufholjagd beim Glasfaserausbau als "spektakulär", heißt es
in den Bericht. Digitalminister Volker Wissing (FDP) sagte, das Zwischenziel,
bis Ende 2025 jedem zweiten Haushalt einen Glasfaseranschluss zu ermöglichen,
werde man "aller Voraussicht nach erreichen". Beim Ausbau des schnellen
5G-Mobilfunknetzes gehöre Deutschland bereits zu den europäischen
Spitzenreitern.
Der Zwischenbericht zeigt allerdings auch etliche Defizite beim
Breitbandausbau in Deutschland auf. Ein Beispiel: Obwohl Glasfaseranschlüsse in
der Nähe vieler Gebäude verfügbar sind, schließen sich viele Haushalte nicht an.
Dies liege zum Teil daran, dass die Bürger den Mehrwert von Glasfaser nicht
erkennen, da die bestehende Infrastruktur mit Kupfer-Telefonleitungen (DSL) oder
herkömmlichen Fernsehkabeln für viele Online-Anwendungen ausreichend erscheint.
Funkloch im Bahntunnel
Verbesserungsbedarf sieht der Bericht auch bei der Mobilfunkversorgung an
den Bahnstrecken: Die Versorgung entlang der Gleise sei inzwischen zwar gut, die
Mobilfunkversorgung in vielen Bahntunneln jedoch noch unzureichend. Nur etwa
zwei Drittel der Tunnelanlagen seien mit Mobilfunktechnik ausgestattet. Auch der
5G-Ausbau in den Hauptbahnhöfen komme nur langsam voran.
Nicht zufrieden ist das Digitalministerium auch mit dem bislang nur
beschränkten Einsatz alternativer Methoden beim Verlegen der Glasfaserkabel: Der
Bericht stellt fest, dass der Einsatz alternativer Verfahren wie "Trenching" bis
jetzt nicht weit verbreitet ist. Bei diesem Verfahren werden mittels Frästechnik
schmale Gräben und Schlitze in den Asphalt eingebracht. Diese Methoden, bei
denen die Kabel nicht so tief vergraben werden, könnten den Ausbau beschleunigen
und die Auswirkungen - etwa Straßensperrungen - reduzieren.
Glasfaser-Kampagne
Wissing kündigte an, der Ansatz zum Breitbandausbau werde um weitere 35
Maßnahmen ergänzt, um den Netzausbau weiter zu beschleunigen. Dazu gehört eine
Image-Kampagne, um Bürgerinnen und Bürgern den Mehrwert eines
Glasfaseranschlusses und die Bedeutung dieser Technologie für die Zukunft
näherzubringen und um die Buchungsquote der bereits verlegten Glasfaserkabel zu
erhöhen.
Das Digitalministerium will aber auch ein in der Telekommunikationsbranche
sehr umstrittenes Thema aufgreifen. Zusammen die Bundesnetzagentur werden unter
Beteiligung der Branche ein Konzept zur Migration von Kupfer- auf Glasfasernetze
erarbeiten. Dabei geht es um die Frage, ob und in welchem Zeitraum alte
Kupferkabel abgeschaltet werden sollen, um den Weg für Glasfaser freizumachen.
Insbesondere die Deutsche Telekom wehrt sich gegen eine vorzeitige Abschaltung
ihrer DSL-Leitungen./chd/DP/mis