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dpa-AFX: Klimaschonender fliegen bis 2050 - selbst das wird wohl schwierig

BERLIN (dpa-AFX) - Keine einzelne Technologie kann ausschlaggebend für eine
klimaschonendere Luftfahrt sein - das geht aus einem Bericht des Büros für
Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) hervor. Keine derzeit
mögliche Strategie sei für sich genommen ausreichend, um die Emissionsziele zu
erreichen, heißt es in einer am Mittwoch vorgestellten Analyse, in der
innovative Antriebe für einen klimaverträglicheren Luftverkehr untersucht
wurden.

Nötig sei ein Technologiemix. Dazu zählen dem TAB zufolge elektrische
Antriebe, nachhaltigere Kraftstoffe aus Abfall oder Biomasse, grüner Wasserstoff
(H2), die Optimierung von Kraftstoffen, ein nachhaltigeres Flugzeugdesign sowie
eine Emissionsreduktion durch Effizienzsteigerungen.

Schnelle Lösungen seien weder bei Antrieben noch bei neuen Kraftstoffen zu
erwarten, heißt es vom TAB. "Der Luftfahrtsektor ist geprägt von vergleichsweise
langen Entwicklungs- und Zulassungszeiträumen für neue Technologien." Die
Entwicklung und Zulassung neuer Flugzeugdesigns oder Triebwerke dauere
schätzungsweise bis zu 15 Jahre, die Marktdurchdringung dann noch einmal bis zu
30 Jahre.

Ein weiteres Problem ist, dass aufgrund der engen globalen Vernetzung des
Luftverkehrs eine einheitliche Energieversorgung auf allen Flughäfen
gewährleistet sein müsse, heißt es im TAB-Bericht weiter. Parallele
Infrastrukturen wären mit zusätzlichen Kosten verbunden. "Auch aus diesem Grund
ist ein Wechsel auf eine grundsätzlich andere Energieversorgung mittelfristig
nicht zu erwarten."

Eine wesentliche Rolle spiele zunächst die Optimierung des Flugbetriebs,
heißt es vom TAB. Aerodynamische Verbesserungen wie besonders glatte Oberflächen
oder gebogene Flügelspitzen verminderten den Kraftstoffverbrauch. Auch die
Flugplanung auf Ebene der Fluggesellschaften und des Flugverkehrsmanagements
habe Potenzial zur Senkung der Emissionen. Dabei geht es zum Beispiel um ein
verbessertes Luftraummanagement zur Vermeidung von Umwegen, effiziente
Flugverfahren wie einen langsameren Sinkflug, die klimaorientierte Optimierung
von Geschwindigkeit und Flugprofilen sowie eine erhöhte Flugzeugauslastung.
Gezielte Besteuerung sei eine Maßnahme, derlei Entwicklungen zu beschleunigen.

Ungeachtet der Klimakrise steigt die Zahl der Flugreisen weltweit an. Das
hat Folgen: "2050 könnten bereits 60 Prozent mehr CO2-Emissionen entstehen als
noch 2019", wie es im TAB-Bericht heißt. In Deutschland stieg die Zahl
beförderter Passagiere demnach von etwa 136 Millionen im Jahr 2004 auf rund 227
Millionen im Jahr 2019.

Stefan Gössling von der Linnaeus University in Kalmar (Schweden) sieht im
TAB-Bericht den "wichtigsten Ansatz der Emissionseinschränkung" kaum diskutiert:
die Reduzierung der Nachfrage nach Flügen. Dabei gehe es etwa um die Besteuerung
vor allem von Langstreckenflügen, die die größten Emissionsbeiträge verursachen.
"Etwa 25 Prozent der Flüge mit den weitesten Strecken machen 70 Prozent der
Emissionen aus."

Die Klimawirkung des Luftverkehrs ist beachtlich. Die internationale
Luftfahrt hat Schätzungen zufolge einen Anteil von rund 3,5 bis 5 Prozent an der
menschengemachten Erwärmung, wie es im TAB-Bericht heißt./kll/DP/stw

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